"Places that Don't Matter": Einblicke aus dem Globalen Süden
Abstract
Die Literatur zu “Left-Behind Places”, “Places that Don’t Matter” usw. bezieht sich auf Fallbeispiele aus Europa und Nordamerika. Sie zeigt, wie gewisse Regionen dort abgehängt und bedeutungslos für die jeweiligen Volkswirtschaften wurden. Entsprechende Untersuchungen zum Globalen Süden gibt es, soweit ich weiß, nicht. Allerdings wird in Veröffentlichungen zu Populismus, der mit derart gescheiterten Regionen zusammenhängt, immer wieder auf vermeintlich gleiche Entwicklungen in Afrika, Asien und Lateinamerika verwiesen.
In diesem Vortrag gehe ich näher auf einen gescheiterten Ort im Globen Süden ein: die Kleinstadt Tocopilla in Chile. Ich zeige, dass die meisten Indikatoren von Left-Behind Places auf Tocopilla zutreffen - von schlechten wirtschaftlichen Perspektiven über unzureichende öffentliche Dienstleistungen bis zu einer rasant alternden Gesellschaft. Politisch und kulturell ist Tocopilla marginalisiert. Allerdings ist Tocopilla alles andere als ein für die chilenische Volkswirtschaft bedeutungsloser Ort. Seit mehr als 100 Jahren wird dort der Strom für den Kupferbergbau im Hinterland erzeugt. Ohne Tocopilla würde Chiles wichtigster Wirtschaftszweig nicht funktionieren.
Neben dieser wichtigen Abgrenzung von den Erkenntnissen, die uns aus dem Globalen Norden vorliegen, diskutiere ich, ob endogene Entwicklung, “Foundational Economy” und Ähnliches Perspektiven für Tocopilla bieten. Ich komme zum Schluss, dass hier wenig zu erwarten ist. Tocopillas Rolle für die chilenische Volkswirtschaft und ihre institutionelle Zementierung verhindern einen grundlegenden Wandel.