Produktifizierung von Reinigungskräften: Eine feministische Analyse von Arbeitsbeziehungen in der Plattformökonomie
Abstract
In den letzten Jahren hat das Wachstum der plattformvermittelten Reinigungsdienste den Sektor der bezahlten häuslichen Sorgearbeit erheblich verändert. Diese Form der Arbeit stellt traditionelle Verständnisse von Arbeit in Frage und verändert die Beziehung zwischen Arbeiter*innen und Kund*innen. In diesem Beitrag greife ich in Bezug auf Reinigungsdienstleistungen ein Argument auf, das bereits (2018) von Jeremias Prassl angesprochen wurde: Er argumentiert, dass Arbeiter*innen in der Gig-Economy weniger als Anbieter*innen von Dienstleistungen, sondern vielmehr als Dienstleistungen selbst betrachtet werden. Ich schlage vor, dies noch weiter zu vertiefen und die Entpersonalisierung von sorgenden Dienstleistungsbeziehungen im Zusammenhang mit der Vermittlung von Reinigungsgigs näher beleuchten: Reinigungsaufgaben werden zunächst in sichtbar vermittelte Dienstleistungen verwandelt, dann werden Arbeiter*innen tendenziell auf die von ihnen erbrachte Dienstleistung reduziert - und schließlich wird die Dienstleistung selbst und damit die Reinigungskraft als Person zu einem Produkt.
Eine feministische Analyse der Restrukturierung von Arbeit im digitalen Raum (Elwood und Leszczynski 2018; Richardson 2018), bietet einen Ansatz, um die Taskifizierung der sozialen Reproduktion und der häuslichen Sorgearbeit sowie die „Produktifizierung” der Arbeiter*innen zu verstehen. Wie eine Ware, die bestimmte Bedingungen erfüllen muss, um gekauft zu werden, müssen die Reinigungskräfte auf den Plattformen bestimmte Kriterien erfüllen, um gebucht zu werden (Fetterolf 2022; Ticona und Mateescu 2018). Diese Kriterien sind eng mit gegenderten Attributen von Putzen als häusliche Tätigkeit im privaten Wohnraum verbunden, und werden im digitalen Raum reproduziert oder noch verstärkt (Gruszka u. a. 2022).
Unter Berücksichtigung dieser Erkenntnisse möchte ich insbesondere die „Produktifizierung” von Arbeiter*innen auf Reinigungsplattformen hervorheben, indem ich analysiere, a) wie sie sich auf den Plattformen und auch jenseits davon präsentieren (müssen), um erfolgreich Aufträge zu lukrieren, b) wie sie versuchen, im Rahmen einer digital vermittelten, aber intimen (Arbeits‑)Beziehung Vertrauen aufzubauen, und c) wie sie im digitalen Raum auf ihren Profilen den vergeschlechtlichten und oft rassifizierten Erwartungen der Kund*innen gerecht werden (müssen). Dieser Beitrag basiert auf einer Analyse der in Wien tätigen Reinigungsplattformen unter Berücksichtigung der Online-Profile der Arbeiter*innen, ihrer Bewertungen und der von Kund*innen erstellten Gig-Beschreibungen.