Räumliche Zugänglichkeit in der regionalen Gesundheitsversorgung: Spatio-temporale Analyse der hausärztlichen Versorgung in Niedersachsen
Abstract
Die Herstellung und Wahrung gleichwertiger Lebensverhältnisse ist eine der Leitvorstellungen des Bundes und der Länder Deutschlands. Diese zielt auf die gleichmäßige Entwicklung aller Teilräume Deutschlands ab, insbesondere bezogen auf Daseinsvorsorge. Die Daseinsvorsorge beinhaltet dabei Leistungen, welche die Sicherung einer angemessenen Teilhabe der Individuen am gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Leben gewährleisten soll. Aus diesen genannten Funktionen entsteht die große Bedeutung der Daseinsvorsorge, da sie maßgeblichen Einfluss auf die Lebensverhältnisse hat.
Einer übergeordneten Wichtigkeit kommt in diesem Bereich der Gesundheitsversorgung zu Teil. Gesundheit spielt in der individuellen Bewertung der Lebensverhältnisse eine vorangestellte Rolle. Besonders die hausärztliche Versorgung besitzt eine zentrale Bedeutung bezüglich der Versorgungsqualität der Bevölkerung, da sie in der Regel den Eintrittspunkt von Menschen in das Versorgungssystem darstellt und wesentlich ist für eine zugängliche, koordinierte, umfassende, kontinuierliche und wirtschaftliche Gesundheitsversorgung.
Wichtiges Instrument bei der Sicherstellung der ambulanten Versorgung ist die Bedarfsplanung. Durch den Umstand, dass die Verteilung von Arztpraxen in den Regionen der Planungsbereiche jedoch das Ergebnis einer freien Standortwahl ist, können lokale räumliche Disparitäten bezüglich der ärztlichen Versorgung innerhalb einer Planungseinheit entstehen. So ist es möglich, dass Planungseinheiten einen Versorgungsgrad von 100% aufweisen, in Teilregionen der Planungsbereiche jedoch von Versorgungsdefiziten gesprochen werden kann.
Dieser Vortrag soll sich mit der Frage befassen, ob in Niedersachsen regionale Disparitäten im Hinblick auf die Zugänglichkeit der hausärztlichen Versorgung bestehen und ob sich innerhalb, laut Bedarfsplanungsrichtlinie ausreichend versorgter Mittelbereiche, vernachlässigte Teilräume mit einer nicht ausreichenden hausärztlichen Versorgung hinsichtlich der Zugänglichkeit ergeben. Hierfür wird die Methodenfamilie der Floating Catchment Area Analysen verwendet, welche nicht nur die räumliche Erreichbarkeit einbezieht, sondern auch die Kapazitäten der hausärztlichen Versorgungseinrichtungen sowie deren gegenseitigen Einflussfaktoren. Die räumlichen Erreichbarkeiten werden dabei mittels motorisierten Individualverkehres, fußläufig und mittels ÖPNV modelliert. Um möglichst kleinräumige Ergebnisse zu erhalten, wird die Analyse auf Basis von Einwohnerdaten auf Straßenabschnittsebenen durchgeführt. Der errechnete Zugänglichkeitsindex gibt Aufschluss darüber, ob jeder einzelne Straßenabschnittspunkt als versorgt angesehen werden kann. Da jedem Straßenabschnittspunkt eine Einwohneranzahl zugeordnet ist, können dedizierte Aussagen über die regionale Zugänglichkeit der hausärztlichen Versorgung für die Bevölkerung Niedersachsens getroffen werden und somit bezüglich der Zugänglichkeit der hausärztlichen Versorgung vernachlässigte Räume aufgezeigt werden.