Smart Tourism: Perspektiven gestaltender Akteure in einem digitalen Ökosystem

Vortrag
Sitzungstermin
Donnerstag (21. September 2023), 11:00–12:30
Sitzungsraum
SH 4.107
Autor*innen
Christina Graß (Universität Augsburg)
Kurz­be­schreib­ung
Forschung im Kontext von Smart Tourism fokussiert bislang vorwiegend technologische Aspekte. Dieser Vortrag nimmt daher die Perspektive der gestaltenden Akteure in den Blick und trägt somit zu einem besseren Verständnis von Anbietern und Nachfragern im (smarten?) bayerischen Städtetourismus bei.
Schlag­wörter
Smart Tourism, Smart Destination, digitales Ökosystem, Smart Tourism Akteure

Abstract

Smart Tourism (ST) beschreibt digitalisierungsbedingte Veränderungen des Verhaltens und der Interaktion touristischer Akteure. So bietet der vermehrte Einsatz von Technologien zahlreiche Möglichkeiten, die Erlebnisqualität im Tourismus zu steigern – sowohl für Anbieter als auch Nachfrager. Diese durch den zunehmenden Einfluss von Informations- und Kommunikationstechnologien im Tourismus induzierten Dynamiken sind derzeit vor allem in Städten zu beobachten.

Allerdings ist ST ein junges Forschungsfeld, in dem der Fokus in bisherigen Untersuchungen stark auf rein technologischen Aspekten liegt. Über die Rollen, Handlungen und Interaktionen der gestaltenden Akteure sowohl auf der Anbieter- wie auch Nachfragerseite ist im ST bisher wenig bekannt. Um die Potenziale des ST vollumfänglich realisieren zu können, ist die Sichtweise der Stakeholder jedoch entscheidend. Im Vortrag werden daher die Ergebnisse eines Forschungsprojekts dargestellt, in dessen Rahmen einerseits Anbieter mit ihren Perspektiven, bisherigen Aktivitäten und Planungen, andererseits Tourist*innen und ihre Bedürfnisse, Anforderungen sowie Rolle in der Gestaltung der digitalen Transformation im Tourismus untersucht wurden.

Anbieterseitig wurden dazu in einer qualitativen Studie 23 Experteninterviews mit heterogenen Akteuren (Kunst & Kultur, Mobilität, DMOs) in fünf bayerischen Großstädten durchgeführt. Auf der Nachfragerseite kam ein Mixed-Methods-Ansatz zum Einsatz, der eine Social Media-Erhebung sowie eine quantitative Befragung von Tourist*innen (n=507) umfasste.

Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Anbieter in unterschiedlichen Entwicklungsstadien der digitalen Transformation im Tourismus befinden, die von internen sowie externen Faktoren beeinflusst werden. So können Unterschiede im Technologieeinsatz, den gesetzten Zielen, der Datennutzung sowie den Vernetzungen mit anderen Akteuren identifiziert werden. Diese unterschiedlichen Reifegrade haben Auswirkungen auf die Umsetzung eines ST, der sich in den bayerischen Städten auch nach der Covid-19-Pandemie immer noch in einem frühen Stadium befindet.

In der Untersuchung der Bedürfnisse der Tourist*innen offenbaren sich mittels eines Clusterings verschiedene Tourist*innen-Typen, deren Kompetenzen in der Technologienutzung sowie Aufgeschlossenheit gegenüber smarten Technologien unterschiedlich ausgeprägt sind. Insbesondere internationale Gäste erwarten jedoch zunehmend ihren Bedürfnissen entsprechende Angebote.

Der Vortrag ermöglicht damit einen Einblick in die Perspektiven und Handlungen der gestaltenden Akteursgruppen im ST und zeigt Implikationen für die Umsetzung eines ST in urbanen Räumen auf.