Soziale Nachhaltigkeit ist messbar! Kennzahlen für sozial nachhaltige Wohnimmobilien
Abstract
Was macht eine Wohnimmobilie eigentlich sozial? Bisher fehlt der Immobilienbranche ein einheitliches Klassifizierungssystem, um die zweite Dimension von ESG (Enviroment-Social-Governance) wirklich messbar zu machen. Mit dem Working Paper „Soziale Nachhaltigkeit bei Wohnimmobilien – ein Baukasten mit messbaren Kriterien“ veröffentlicht die gif Gesellschaft für Immobilienwirtschaftliche Forschung e. V. einen Baukasten, der Akteuren der Wohnimmobilienbranche – vom Projektentwickler über den Bestandshalter bis zum Investor – nachvollziehbare und messbare Kriterien für soziale Nachhaltigkeit an die Hand gibt.
Ob eingebettet in Fonds- und Objektstrategien oder als grundsätzliche Leitlinien für Unternehmen – soziale Nachhaltigkeit findet auch im Immobilienbereich zunehmend Beachtung. Das betrifft sowohl die Auflegung von nachhaltigen Fonds als auch Projektentwicklungen und Bestandsstrategien mit sozialer Ausrichtung.
Bislang fehlt jedoch ein standardisiertes, verlässliches Klassifizierungssystem für die Steuerung des Kapitals in Richtung sozial nachhaltiger Aktivitäten, sodass die soziale Dimension aus Sicht der Investoren, Projektentwickler und Bestandshalter oft vage bleibt.
Die Projektgruppe „ESG und Bezahlbares Wohnen“ der gif e. V. gründete sich im März 2021 mit der Fragestellung, wie soziale Nachhaltigkeit im Wohnimmobiliensegment gemessen werden könne. Aufgrund der hohen Dynamik, der Komplexität der Ziele und Kriterien sowie der Vielfalt der beteiligten Akteure war es nicht das Ziel, ein allgemeingültiges Scoring oder eine standardisierte Richtlinie mit einem festen Kriterienkatalog zu erstellen. Vielmehr wurde ein Katalog mit messbaren Kriterien zur sozialen Nachhaltigkeit erarbeitet, der für die eigene Entwicklung von Scorings oder die Formulierung sozial nachhaltiger Unternehmensstrategien durch die Unternehmen verwendet werden kann.
Dabei basiert das Analyseraster des Working Papers auf dem s.g. AAAQ-Rahmenwerk aus dem Entwurf für die soziale Taxonomie. Es sieht vor, dass Produkte und Dienstleistungen nach dem Prinzip der Verfügbarkeit (Availability), Zugänglichkeit (Accessibility), Akzeptanz (Acceptability) und Qualität (Quality) bewertet werden.
Thematisch ist der Baukasten in fünf wesentliche Zielsetzungen sozialer Nachhaltigkeit gegliedert, die auf den Ergebnissen der gif-Arbeitsgruppe, aber auch aktuellen Diskussionen in der Fachöffentlichkeit beruhen.
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Bezahlbares Wohnen
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Zielgruppenadäquates Wohnen
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Infrastruktur zur Ermöglichung sozialer Teilhabe
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Gesundes Wohnen
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Stabile Nachbarschaft und soziale Kohäsion
Der Baukasten richtet sich an eine breite Zielgruppe, von Genossenschaften oder ehemals gemeinnützige Bestandshalter mit öffentlichen oder kirchlichen Gesellschaftern über Versorgungswerke, Immobilieninvestoren bis hin zu Projektentwicklern mit sozialen Unternehmenszielen sowie an öffentliche und private Wohnungsunternehmen.