Status quo und Entwicklungsoptionen der Datengrundlage für die Modellierung des Radverkehrs

Vortrag
Sitzungstermin
Mittwoch (20. September 2023), 11:00–12:30
Sitzungsraum
SH 2.109
Autor*innen
Nicole Reinfeld (Frankfurt University of Applied Sciences)
Dennis Knese (Frankfurt University of Applied Sciences)
Kurz­be­schreib­ung
Im Status quo ist die Aussagekraft von Radverkehrsmodellen im Vergleich zu kfz-Modellen noch gering. Das Ziel der Studie ist die Datenbasis für die Radverkehrsmodellierung einer Bestandsaufnahme zu unterziehen und Entwicklungsoptionen für die Datennutzung zur Radverkehrsmodellierung aufzuzeigen.

Abstract

Die Ziele der Verkehrswende steigern die Notwendigkeit detaillierter Radverkehrsmodelle. Neben der politischen Förderung des Radverkehrs (beispielsweise im Rahmen des Nationalen Radverkehrsplans) und dem Ausbau von Radverkehrsinfrastruktur, wird gefordert datenbasierte Verkehrsplanungsinstrumente weiterzuentwickeln. Im Status quo ist die Aussagekraft von Radverkehrsmodellen im Vergleich zu Modellen des Kfz-Verkehrs jedoch gering. Ein Hauptgrund dafür ist, dass die notwendige Datenbasis für eine realitätsnahe Modellierung des Radverkehrs nicht vorhanden ist (Huber et al., 2019). Infolgedessen und falls der Radverkehr überhaupt in Modellen berücksichtigt wird, verwenden Verkehrsmodellierende oft vereinfachte Ansätze (zum Beispiel Luftlinien-Entfernungen statt tatsächlich gewählten Routen) zur Modellierung des Radverkehrs (Pillat & Manz, 2021). Für eine realistischere und leicht adaptierbare Modellierung des Radverkehrs in aktuellen und zukünftigen Verkehrsmodellen benötigen die Planenden weitere Daten und Parameter, die das Verhalten der Radfahrenden beschreiben.

Im Rahmen der Studie wird ein systematischer Soll-Katalog für Parameter für Radverkehrsmodelle vorgestellt. Um die Parameter zu identifizieren, wurden internationale und nationale Paper zu Einflussfaktoren auf die Verkehrsmittel- und Routenwahl systematisiert untersucht und gegenübergestellt. Die Einflussfaktoren umfassen persönliche oder Haushaltsmerkmale, die Verfügbarkeit von Verkehrsmitteln, zeitliche und räumliche Merkmale, Kostenkomponenten, natürliche Komponenten und fahrtenbezogene Merkmale. Die professionelle Meinung von Verkehrsmodellierenden wurde durch die Zusammenarbeit mit der PTV GmbH bei der Priorisierung der Parameter einbezogen. Vorhandene, bereits ermittelte Parameter wurden dem Soll-Katalog gegenübergestellt, um fehlende Parameter zu identifizieren. Als Ergebnis enthält der Soll-Katalog eine ganzheitliche Übersicht über Parameter, die 1. benötigt werden, 2. bereits vorhanden sind und 3. noch fehlen. Um zu analysieren, ob Parameter fehlen, die mit der aktuell vorhandenen Datenbasis ermittelbar sind, wurde der Status quo verfügbarer Datenquellen gegenübergestellt (unter anderem Mobilitätsbefragungen wie „Mobilität in Deutschland“, „Mobilität in Städten“ und frei verfügbare Datenquellen wie OpenStreetMap). Für fehlende Parameter, die mit der aktuellen Datenbasis nicht ermittelbar sind, wird ein Datenerhebungskonzept präsentiert. Das Konzept sieht eine Erhebung von Radverkehrsrouten mithilfe einer App in Kombination mit Befragungselementen vor. Um die Anwendung eines Parameters zu demonstrieren, wird der Parameter „Topographie“ im Rahmen eines Use Cases im Verkehrsmodell der Stadt Frankfurt integriert.