[ABGESAGT] Strategien des Ankommens: Migrantische Agency bei der (Ko-)Produktion von Ankunftsinfrastrukturen

Vortrag
Sitzungstermin
Donnerstag (21. September 2023), 14:30–16:00
Sitzungsraum
SH 4.107
Autor*innen
Kurz­be­schreib­ung
Der Beitrag analysiert und konzeptualisiert Strategien des Ankommens und deren Zusammenwirken mit (lokalen) Strukturen und Integrationsregimes. Er fragt dabei nach migrantischer Agency bei der (Ko-)Produktion von Ankunftsinfrastrukturen.

Abstract

Forschungen zu Ankunftsquartieren und -infrastrukturen setzen sich in den letzten Jahren verstärkt mit den lokalen Strukturen und nationalen Regimes auseinander, die Migrant*innen ein Ankommen vor Ort ermöglichen bzw. dieses eher verhindern (Meeus et al. 2019, Hanhörster u. Wessendorf 2020). Analysiert werden die rechtlichen, organisatorischen und auch räumlichen Voraussetzungen und Gelegenheitsstrukturen, die den Zugang zu gesellschaftlichen Ressourcen wie Wohnraum, Einkommen und Sprache beeinflussen. Aktuelle Forschungen zeigen die Bedeutung formeller und informeller Ankunftsinfrastrukturen für den Zugang zu Ressourcen. Ankunftsinfrastrukturen werden dabei in ihrer Bedeutung, die sie für Migrant*innen und deren (räumliches und soziales) Ankommen und Vorankommen spielen, analysiert (Bovo 2020). Bisher weniger im Fokus der Forschungen steht dabei die Rolle, die Newcomer selbst bei der (Ko‑)Produktion von Ankunftsinfrastrukturen einnehmen. Das Paper möchte einen konzeptionellen und empirischen Beitrag zu dieser Debatte um migrantische Agency im Kontext des Ankommens leisten.

Der Beitrag analysiert und konzeptualisiert aus migrationsgeographischer Perspektive verschiedene Strategien des Ankommens und deren Zusammenwirken mit (lokalen) Strukturen und Integrationsregimes. Dabei werden Praktiken untersucht, die Newcomer anwenden, um sich in einem neuen sozial-räumlichen Kontext zurechtzufinden und Zugang zu denjenigen Ressourcen zu erhalten, die für ihre Ankunft hilfreich sind. Der Beitrag ist Teil einer vergleichenden Studie, in der Ankommensprozesse und -strukturen in traditionellen Ankunftsquartieren in Dortmund, Brüssel und London untersucht werden. Er verknüpft konzeptionelle Arbeiten mit eigenen empirischen Erkenntnissen aus ethnographischer Feldforschung und qualitativen Interviews mit Newcomern und Akteur*innen aus formellen und informellen Unterstützungseinrichtungen und Verwaltung. Es zeigt sich, dass Migrant*innen Ankunftsinfrastrukturen (ko‑)produzieren, indem sie Orte und Akteure miteinander verbinden, (mit)gestalten und selbst zu unterstützenden Akteur*innen werden. Angesichts multipler Krisen werden Strategien des Ankommens verändert und angepasst und zeigen gleichzeitig neue Wege auf.