Subjektive Sicherheit im Radverkehr: Chancen und Herausforderungen für die Planung und Umsetzung von Radinfrastruktur
Abstract
Die Erhöhung der Sicherheit im Straßenverkehr allgemein und besonders im Radverkehr ist ein zentrales Ziel der aktuellen deutschen Verkehrspolitik auf verschiedenen Ebenen. Lokale Vision Zero Pläne decken sich mit einem Fokus auf Sicherheit im Nationalen Radverkehrsplan 3.0. Dabei stehen Infrastrukturmaßnahmen zur Verbesserung der Sicherheit, wie z. B. die Bereitstellung von baulich getrennten Radwegen und der Neubau von Radschnellwegen, sehr häufig im Vordergrund. Das Verhalten von Nutzer*innen sowie deren subjektive Wahrnehmung und Bewertung der Sicherheit von Radinfrastruktur werden hingegen viel seltener berücksichtigt. Dies stellt eine erhebliche Forschungslücke dar, die auch weitreichende Konsequenzen für die Praxis hat. Der Vortrag stellt Kernergebnisse aus dem BMDV-finanzierten Projekt SiRa (Sicherheit im Radverkehr) vor, die sehr eindrücklich belegen, dass Radinfrastruktur von Nutzer*innen bezüglich ihrer Sicherheit sehr unterschiedlich bewertet wird. Auf der Basis von 27 Befahrungen auf einer infrastrukturell vielfältigen Strecke in München und anschließenden Interviews konnten für die Sicherheitsbewertung relevante Faktoren identifiziert werden. Neben individuellen Faktoren wie der Fahrkompetenz der Radfahrer*innen, deren Mobilitätsbiographien sowie Alter und Geschlecht waren hier insbesondere situative Einflüsse des verkehrlichen und baulichen Umfelds von tragender Bedeutung. Die daraus entstehende Varianz in der subjektiven Sicherheit stellt diejenigen mit Verantwortung für die Planung und Umsetzung von Radinfrastruktur vor große Herausforderungen. Gleichzeitig bietet sie zahlreiche Chancen für die zielgruppengerechte Entwicklung zukünftiger Radinfrastruktur.