Touch & Go: App-basierte Wanderexkursion durch das Dosenmoor in Schleswig-Holstein

Abstract

Wann geht es das erste Mal ins Gelände? Diese Frage stellen interessierte Schüler*innen zum Studiengang Geographie sehr häufig. Exkursionen und Geländepraktika sind elementare Bestandteile des Geographiestudiums. Steigende Studierendenzahlen bei gleichbleibendem Lehrdeputat stellen Lehrende allerdings vor große Herausforderungen, in stark besuchten Grundlagenveranstaltungen ein adäquates Exkursionsprogramm anzubieten. Als häufige Lösung werden Exkursionsgruppen größer und die Exkursionszeit gekürzt. Große Gruppen werden häufig instruktiv und nicht studierendenzentriert geleitet. Das Erleben des Exkursionsraums wird dadurch von den Lehrenden gesteuert. Die Studierenden können nur erschwert unterschiedliche Perspektiven entwickeln und sich kaum aktiv beteiligen. Digital begleitete Exkursionen mit mobilen Endgeräten bieten eine Möglichkeit Exkursionen in den Massenveranstaltungen der Grundlagenkurse konstruktivistisch zu gestalten und selbstbestimmtes Lernen zu ermöglichen. Die Studierenden können an einem selbst gewählten Termin in Kleingruppen die Exkursion in ihrem eigenen Tempo durchführen. Aufgrund der eigenverantwortlichen Durchführung können Lernergebnisse unterschiedlich ausfallen. Dadurch stellt sich die Frage, ob die Studierenden mit einer digital begleiteten Exkursion auch die erwünschten Lernziele erreichen. Nach 3 Jahren Corona-Pandemie ist es außerdem fraglich, ob Studierende asynchron durchgeführte Exkursionen einer durch Lehrende vor Ort geleiteten Exkursion bevorzugen. Am Beispiel eines Geländepraktikums (Halbtages-Exkursion) mit ca. 250 Studierenden zum Thema Ökosystem Hochmoor gehen wir diesen Fragen nach.

Dazu haben wir mit der App „Actionbound“ eine Smartphone-basierte Exkursion für das Naturschutzgebiet Dosenmoor in Schleswig-Holstein entwickelt. Über die App erhalten die Studierenden Koordinaten zu Stationen, an denen Aufgaben zur Wissenssicherung, Beobachtung und Reflexion absolviert werden müssen. Der Weg zwischen den Stationen ist frei wählbar. Die Lehrenden geben Impulse durch Audiodateien und stellen zusätzliche Medien zur Verfügung. Beispielweise ist eine WebGIS-Anwendung integriert, über die sich die Studierenden im Raum, in der Karte und im Luftbild orientieren können. Um den konstruktivistischen Ansatz weiter zu fördern, enthält die Exkursion optionale Stationen zu angrenzenden Vegetationsgesellschaften wie Knicks und Ufervegetation.

Die Sicht der Studierenden auf die Exkursion evaluieren wir über Fragebögen. Der Lernerfolg wird über ein Fotokartierung mit Reflexionstext in Gruppenarbeit überprüft. Die Exkursion wird im Sommersemester 2023 erstmalig in dieser Form durchgeführt. Im Vortrag stellen wir den Aufbau der Exkursion sowie die Ergebnisse der Evaluierung und der Prüfungsleistung vor. Erste Rückschlüsse möchten wir für einen Erfahrungsaustausch in der Session nutzen um das Konzept weiterzuentwickeln.