Transformation zur Klimaresilienz: Ein Werkstattbericht aus einem Mediationsprozess zur Aktivierung und Etablierung lokaler Initiativen in Oberfranken

Vortrag
Sitzungstermin
Donnerstag (21. September 2023), 18:15–19:45
Sitzungsraum
SH 0.107
Autor*innen
Anna Stadlmeier (FAU Erlangen-Nürnberg)
Blake Walker (FAU Erlangen-Nürnberg)
Dominik Kremer (FAU Erlangen-Nürnberg)
Kurz­be­schreib­ung
Wir untersuchen für die Modellregion Oberfranken-West, welche gesundheitsbezogenen resilienzstiftenden flächenbezogenen Praktiken 2050-2060 dem höchsten Anpassungsdruck unterliegen. Wir berichten über erste Befunde aus der teilnehmenden Analyse bereits bestehender lokalen Akteursgruppen.

Abstract

Durch die Auswirkungen des Klimawandels mit der Tendenz zu länger anhaltenden Hitzephasen im Sommer mit teils über 40°C (Brasseur 2017) steht Landschaft in ihrer resilienzstiftenden und gesundheitsfördernden Wirkung für die Bevölkerung vor großen Herausforderungen. Es geht dabei nicht nur um den Verlust einer vertrauten ästhetischen Qualität, sondern um konkrete Einschränkungen als Erholungsort, Ort sozialer Teilhabe und Raum für körperliche Aktivität und Sport (Chan u. Wichmann 2020). Die Folgen des Klimawandels treffen dabei nochmals verstärkt vulnerable Bevölkerungsgruppen, die ohnehin nur eingeschränkten Zugang zu gesundheitsfördernden Kulturlandschaftselementen haben (Brasseur 2017). Klimaanpassung ist dabei keine Alternative zu essentiellen Klimaschutzbemühungen, sondern ein notwendiger Transformationsprozess, insofern eine rapide Änderung unserer Umwelt in den nächsten 30 Jahren unausweichlich ist.

Im Rahmen des Verbundprojekts Klimawandel und Gesundheit des Freistaates Bayern untersuchen wir für die Pilotregion Oberfranken-West, (1) welche Bereiche bis zur Dekade 2050-2060 dem höchsten Anpassungsdruck unterliegen, (2) welche Flächen den höchsten Wert für resilienzstiftende gesundheitsbezogene Praktiken haben und (3) wie eine Transformation dieser Praktiken in lokalen Aktionsgruppen auf Gemeindeebene bezogen auf die jeweiligen lokalen Bedürfnisse umgesetzt werden kann. Wir betonen dabei insbesondere die Bedürfnisse ländlicher Regionen. In einem offen geführten Mediationsprozess gemeinsam mit Modellkommunen in der Region ist es uns wichtig zu vermitteln, dass Transformation zu mehr Klimaresilienz als aktiv gestaltete Herausforderung zum Erhalt von Lebensqualität verstanden werden muss. Wir verfolgen 4 Phasen:

1.Vernetzen mit allen Akteuren und Initiativen, die im Bereich Klimaschutz und Klimaanpassung in der Region bereits aktiv sind. Diese Initiativen verfügen bereits über wertvolles Wissen, Ressourcen und Best Practices.

2.Sensibilisierungsveranstaltungen für geeignete Pioniere des Wandels (Hehn u. Miosga, 2016) aus im Projekt neu zu entwickelnden Modellkommunen, die in ihrer Umsetzung einer nachhaltigen Lebensweise glaubhaft in die jeweiligen Kommunen hineinwirken können.

3.Moderation der ersten Treffen lokaler Aktionsgruppen in den jeweiligen Gemeinden und Vernetzung der Pioniere des Wandels aus verschiedenen Kommunen untereinander.

4.Begleitung und Beratung der selbstorganisierten Arbeit lokaler Aktionsgruppen in den jeweiligen Gemeinden.

Wir berichten über erste Befunde aus der teilnehmenden Analyse der bereits bestehenden lokalen Gruppen: (1) Engagement manifestiert sich im ländlichen Raum häufig auf Basis bestehender Plattformen, beispielsweise Kirche, Verein oder Freiwillige Feuerwehr. (2) Der optimale Transformationspfad hängt stark vom räumlichen Kontext der jeweiligen Gemeinde ab. (3) Lokale Initiativen sind bisher selten untereinander oder mit urbanen Kontexten vernetzt, so dass mögliche Synergien ungenutzt bleiben.