Urbane Biodiversität und Mentale Gesundheit

Vortrag
Sitzungstermin
Donnerstag (21. September 2023), 09:00–10:30
Sitzungsraum
HZ 9
Autor*innen
Johanna Grünewald (UK Bonn)
Kurz­be­schreib­ung
Welche Auswirkungen haben urbane Grünflächen auf das Wohlbefinden und die mentale Gesundheit der Stadtbevölkerung? Auf Basis des Planetary Health Ansatzes werden direkte und indirekte Effekte urbaner Biodiversität auf die psychische Gesundheit unter gegenwärtigen klimatischen Bedingungen untersucht.
Schlag­wörter
Gesundheitsgeographie, Planetary Health, Mentale Gesundheit, Urbane Biodiversität

Abstract

Der anthropogene Klimawandel gefährdet nicht nur die Natur und Umwelt, sondern wird zunehmend auch zum Gesundheitsrisiko für Menschen. Dabei ist die urbane Bevölkerung durch extreme Wetterereignisse wie Hitzeperioden in Kombination mit der städtischen Luftverschmutzung besonders stark betroffen. Eine Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel ist daher von zentraler Bedeutung. Das Konzept der Planetaren Gesundheit (Planetary Health) betrachtet die Klimakrise ganzheitlich und unterstützt dabei, die komplexe Mensch-Umwelt-Beziehung zu verstehen. Ausgehend von einer gesunden Umwelt als Grundlage für ein gesundes Leben sind tiefgreifende Veränderungen in unserer Lebensweise daher zwingend notwendig.

Der Ausbau blau-grüner Infrastrukturen wird als wesentlicher Beitrag zur Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel betrachtet. Städtische Grünflächen dienen neben dem Aufenthalt im Freien und als Raum für die Freizeitnutzung der städtischen Bevölkerung auch zur Verbesserung der klimatischen Bedingungen vor Ort. Daher werden ihre positiven Auswirkungen auf die Gesundheit der Stadtbevölkerung derzeit in der Kommunalpolitik und Stadtplanung fokussiert. Weniger thematisiert werden potenzielle Gesundheitsrisiken, die durch den Ausbau dieser Flächen begünstigt werden: Durch das sich ändernde Klima verschieben sich in Europa Ausbreitungsgebiete von Krankheitsvektoren wie Zecken oder Stechmücken und erhöhen damit das Risiko für neue Zoonosen. Auch Allergien, bedingt durch erhöhte Pollenbelastung in der Atmosphäre aufgrund der sich verändernden Biodiversität werden zu einem zunehmenden Problem. Das Forschungsprojekt „GreenBalance“ betrachtet deshalb die positiven und negativen Auswirkungen blau-grüner Infrastrukturen auf die physische und mentale Gesundheit des Menschen.

Ziel der Forschungsarbeit innerhalb des Forschungsprojekts ist es, auf Grundlage des „Planetary Health“ Ansatzes direkte (Aufenthalt in öffentlichen Grünflächen) und indirekte Effekte (Geräuschkulisse und visuelle Reize) von urbaner Biodiversität auf die mentale Gesundheit des Menschen unter gegenwärtigen klimatischen Bedingungen zu untersuchen. Dabei werden mögliche Zusammenhänge zwischen Nutzungsgewohnheiten, landschaftsplanerischen Faktoren sowie der psychischen Gesundheit und des Wohlergehens der Nutzenden von städtischen Grünflächen betrachtet. Gleichzeitig wird die Frage beantwortet, wie die Planung und Umsetzung zukünftiger blau-grüner Infrastruktur gestaltet werden kann, damit die Stadtbevölkerung öffentliche Grünflächen gesundheitsfördernd nutzt und diese gleichzeitig klimaangepasst gestaltet sind. Verfolgt wird ein inter- und transdisziplinäre Forschungsansatz, der landschaftsplanerische relevante Fragestellungen mit gesundheitsfördernden Aspekten im Kontext des Klimawandels verbindet und die Ergebnisse handlungsorientiert und praxisbezogen aufbereitet.