Urbanes Grün im Klimawandel: Hemmnisse und Potenziale für die kommunale Planungspraxis

Vortrag
Sitzungstermin
Donnerstag (21. September 2023), 18:15–19:45
Sitzungsraum
SH 0.107
Autor*innen
Kurz­be­schreib­ung
Der Beitrag zeigt fallstudienbasiert aktuelle Hemmnisse und Handlungsmöglichkeiten von Kommunen bei der Planung und Implementierung von multifunktionalen, klimawandelangepassten Grünen Infrastrukturen auf, die einen wichtigen Beitrag zur Anpassung städtischer Strukturen an Klimawandelfolgen leisten.

Abstract

Urbanes Grün leistet einen essentiellen Beitrag zur Bewältigung von Klimawandelfolgen. Grüne Infrastrukturen (GI) sind die Grundlage für Artenvielfalt und Biodiversität und wirken regulierend auf die CO2-Belastung und die Entstehung von Wärmeinseleffekten (Quantara et al. 2021). In der räumlichen Planung und Stadtentwicklungspolitik ist urbanes Grün daher ein wesentlicher Faktor für die sozialgerechte Gestaltung resilienter und lebenswerter Städte, Stadtteile und Quartiere (Tubridy 2020; Ramyar et al. 2021). Gleichzeitig ist das urbane Grün in besonderem Maße vulnerabel gegenüber den negativen Auswirkungen des Klimawandels. Auch Kommunen in Deutschland und Nordrhein-Westfalen (NRW) sehen sich vor diesem Hintergrund mit der Aufgabe konfrontiert, multifunktionale, klimaresiliente Grünstrukturen zu planen, zu implementieren und im Sinne einer sozialgerechten Stadtentwicklung die Wohlfahrtswirkungen des urbanen Grüns für alle Bevölkerungsgruppen zugänglich zu machen. Da die Realisierung von urbanem Grün nicht zu den kommunalen Pflichtaufgaben zählt, ergeben sich dabei zahlreiche prozessuale und fiskalische Umsetzungshindernisse. Zudem stehen die Gemeinden insbesondere bei den privaten Grundstücken im Bestand vor rechtlichen Herausforderungen.

Die analytische Betrachtung aktueller kommunaler Handlungsansätze und -instrumente schafft vor diesem Hintergrund die Voraussetzung für gegenseitiges Lernen sowie die Herausstellung von aktuellen Umsetzungshindernissen. Unser Beitrag stellt kommunale Governance-Ansätze zur Integration von Grünstrategien auf verschiedenen Maßstabsebenen und in verschiedenen Phasen ihrer Umsetzung vor. Im Fokus stehen kollektive Prozesse der Problemlösung und Entscheidungsfindung unter Einbeziehung von Aspekten der Teilhabe, Umweltgerechtigkeit, Rechtssicherheit, Beteiligung und Finanzierung. Dabei greifen wir auf Erkenntnisse

aus den Forschungsprojekten „Urbanes Grün im Klimawandel“ und „IMECOGIP“ zurück. Methodisch stützen sich die Untersuchungen auf umfassende Dokumenten-Analysen und insgesamt 20 Expert*innen-Interviews in 10 Fallstudien in NRW.

Im Ergebnis zeigt sich, dass in der jüngeren Vergangenheit vermehrt flexible Arbeitsstrukturen entwickelt und integrierte Klimawandelanpassungsstrategien auf den Weg gebracht wurden, die urbanes Grün als integralen Bestandteil einer klimawandelgerechten Stadtentwicklung begreifen. Generell ist ein Umdenken bezüglich der Perzeption von urbanem Grün festzustellen, das auch zu einer Veränderung und Erweiterung des Maßnahmenspektrums führt (z. B. Verkehrsraum als Grünraum). Integrierte Ansätze gewinnen zunehmend an Bedeutung und es werden vermehrt ämterübergreifende Arbeitsstrukturen und Stabsstellen geschaffen. Besonders herauszustellen ist der steigende Stellenwert von kohärenten, indikatorenbasierten (Funktionsleistungen von GI, Umweltgerechtigkeit, Klimamodellierungen) Gesamtstrategien mit Orientierungsfunktion für alle betroffenen öffentlichen und zivilgesellschaftlichen Akteur*innen.