Verkehrswende touristischer Mobilität in ländlichen Tourismusregionen der Lausitz
Abstract
Trotz anhaltender Krisen blickt die Tourismusbranche optimistisch auf das aktuelle Reisejahr. Erste Prognosen und Umfragen deuten darauf hin, dass sich der Tourismus in Europa im Jahr 2023 weiter revitalisiert und in Deutschland hinsichtlich der Reisefrequenz zu neuen Rekorden führt (vgl. ETC 2022 & 2023; Stiftung für Zukunftsfragen 2023). Gleichzeitig ist der Tourismus ein großer Einflussfaktor in Bezug auf den Klimawandel und muss auch vor diesem Hintergrund kritisch betrachtet werden. Auf globaler Ebene ist der Sektor für 8 % der CO₂-Emissionen verantwortlich (Lenzen et al. 2018: 522). Ungefähr 75 % der Emissionen entfallen dabei auf den Verkehr (UNWTO & UNEP 2008: 9). Auf Inlandsreisen wie im Urlaub im ländlichen Raum ist der MIV hauptursächlich für den Ausstoß klimaschädlicher Gase (UBA 2020: 5). Wenn Deutschland die Zielsetzung der Treibhausneutralität im Jahr 2045 erreichen möchte, muss sich auch die Tourismusmobilität sozial-ökologisch transformieren.
Wir möchten uns dieser Problematik sowie der Notwendigkeit der Transformation touristischer Mobilität angesichts der Klimakrise widmen. Ziel des Beitrages ist, das Thema der Verkehrswende in der Tourismusmobilität in ländlichen Regionen zu fokussieren und eine Grundlage für weitere Forschung zu liefern. Dabei untersuchen wir verschiedene Verständnisse von nachhaltiger touristischer Mobilität in der Lausitz und ordnen diese verschiedenen Nachhaltigkeitsstrategien zu (vgl. Hennicke et al. 2021). Wir fragen uns einerseits, welche Rolle nachhaltige Mobilität im regionalen Tourismussektor spielt und andererseits, welche Bedarfe, Wünsche und Erfahrungen bei Tourist:innen hinsichtlich alternativen Verkehrsmitteln bestehen. Unser Forschungsinteresse lässt sich an folgenden Fragen verdeutlichen: Wie kann sich angesichts der Klimakrise eine Verkehrswende in der Tourismusmobilität gestalten? Welche Rolle spielt nachhaltige Mobilität im Tourismus? Welche Alternativen zum MIV sind möglich, um nachhaltig zu reisen?
Die Beantwortung der Fragen erfolgt anhand des folgenden methodischen Vorgehens: Den Untersuchungsraum bilden die ländlichen Tourismusregionen Spreewald und Lausitzer Seenland – eine etablierte Urlaubsregion sowie eine Destination im Entstehen. Beide Regionen sind wiederum vor dem Hintergrund des Braunkohleausstieges gleichermaßen vom Strukturwandel in der Lausitz betroffen. Den empirischen Korpus unserer Arbeit bildet ein Verschnitt aus regionalen Tourismus‑, Entwicklungs- und Mobilitätskonzepten. In diesen werden mittels qualitativer Inhaltsanalysen Nachhaltigkeitsstrategien identifiziert und mit Informationen aus Expert:innengesprächen kontextualisiert. Außerdem erfolgen standardisierte Befragungen mit Tourist:innen, um individuelle Bedarfe und Erfahrungen erheben zu können. Das Vorhaben ist eingebettet in das BMDV-Forschungsprojekt „MoVeToLausitz - Mobilitätsunterstützung mittels datenbasierter Verkehrslenkung sowie alternativer Angebote für die touristische Mobilität in der Lausitz“.