Virtuelle Exkursionen in VR: Die Zukunft beginnt schon heute

Vortrag
Sitzungstermin
Mittwoch (20. September 2023), 11:00–12:30
Sitzungsraum
SH 1.106
Autor*innen
Marc Bastian Rieger (RPTU Kaiserslautern-Landau)
Björn Risch (RPTU Kaiserslautern-Landau)
Kurz­be­schreib­ung
Immersive virtuelle Exkursionen in VR ermöglichen es im Schulalltag unzugängliche Phänomene und Orte erleb- und sichtbar zu machen. Präsentiert wird ein evaluierter Prototyp einer virtuellen Exkursion in VR zum Thema „Kohlenstoffkreislauf“ für den Einsatz im fächerverbindenden Unterricht.

Abstract

Virtuelle Realität (VR) birgt als digitales Medium großes Potenzial für die Weiterentwicklung des Geographie- und MINT-Unterrichts im 21. Jahrhundert. Sie ermöglicht die Kreation von interaktiven 3D-Umgebungen, welche reale als auch nicht-reale Begebenheiten darstellen können. Es wird dem Nutzer ermöglicht für ihn unmöglich zumachende Erfahrungen und spezifisches Wissen darüber zu sammeln (Mikropoulos & Natsis 2011). Dies verspricht bei der Vermittlung und Visualisierung von Lerninhalten einen großen Vorteil. Es ist im Schulalltag bei komplexen und/oder lokal begrenzten Phänomenen oftmals nicht möglich diese mit dem Klassenverband zu erleben (Messmer et al. 2011). Im schulischen Kontext wird in der PISA Studie gefordert, die Kontexte der Phänomene zu kennen (z. B. Reiss et al. 2016). Auch in den Lehrplänen der Geographie finden sich Angaben zur Durchführung solcher Exkursionen (z. B. Ministerium für Bildung Rheinland-Pfalz 2021). Für Schulklassen ist es allerdings ein sehr schwieriges, bis teilweise unmögliches Unterfangen sich eine Vielzahl solcher komplexen Phänomene im schulischen Alltag vor Ort anzusehen (Stolz und Feiler 2018). Es besteht also eine Diskrepanz zwischen der Relevanz von anwendungsbezogenem Lernen an authentischen Lernorten und der Möglichkeit der Durchführung einer Exkursion (Gerstenmaier und Mandl 1995; Lößner 2011; Deinet & Derecik 2016). Eine Alternative zur realen Exkursion stellt die virtuelle Exkursion dar. Für eine realitätsnahe Erfahrung und einen konkurrenzfähigen Ersatz zu realen Exkursionen benötigt es die Vorteile, die Virtuelle Realität mit sich bringt: Immersion und räumliches Präsenzerleben. Beim räumlichen Präsenzerleben verschwindet das genutzte Medium aus der Wahrnehmung des Nutzers und er fühlt sich in der ihm präsentierten Umgebung physisch anwesend (Hofer 2013). Die Erfahrung der räumlichen Präsenz gilt als entscheidendes Kriterium für den Lernerfolg in VR-Umgebungen (Hofer 2013). Eine Vielzahl an Studien belegt die Vorteile des Lernens in und mit VR und zeigt auf, warum Präsenz für einen erfolgreichen Lernvorgang in immersiven virtuellen Umgebungen maßgeblich sein kann (z. B. Lin et al. 2002, Mikropoulos & Bellou 2006, Roy & Schlemminger 2014, Chavez & Bayona 2018). In diesem Beitrag wird eine mit Schüler*innen evaluierte und fächerübergreifend konzipierte VR-Lernumgebung zum Thema „Kohlenstoffkreislauf“ vorgestellt (Rieger et al. 2023, Rieger & Risch 2023), die die Lehrplan-Forderungen an Exkursionsdurchführungen erfüllt, Exkursionshürden für Klassen abbaut sowie erweiterte Lernmöglichkeiten bietet. Es wird das Lernen in der Digitalität (immersive learning) aufgezeigt und diskutiert, wie immersive digitale Exkursionen im praktischen Schulalltag einsetzbar sein können.