Wahrnehmung von Umweltproblemen in der Wirtschaftsgeographie: Potenziale und Grenzen am Beispiel des Klimawandels

Vortrag
Sitzungstermin
Mittwoch (20. September 2023), 14:30–16:00
Sitzungsraum
HZ 4
Autor*innen
Anika Zorn (Universität Jena)
Kurz­be­schreib­ung
Der Beitrag diskutiert Potenziale und Grenzen von Fragen der Wahrnehmung von Umweltproblemen für die Wirtschaftsgeographie. Am Beispiel des Klimawandels wird gezeigt, inwieweit Fragen der Wahrnehmung Debatten um Nachhaltigkeit in der Wirtschaftsgeographie pluralisieren können.

Abstract

Fragen der Wahrnehmung von selektiven Informationen, unternehmerischen Risiken und wirtschaftlichen Regionen spielen immer wieder eine Rolle in wirtschaftsgeographischen Fragestellungen. Bisher nimmt die Wahrnehmung von Umweltproblemen durch wirtschaftliche Akteur*innen eine eher untergeordnete Rolle ein. Gleichzeitig existieren zahlreiche Studien aus anderen Disziplinen wie der Soziologie, Umweltstudien oder Sozialgeographie, die sich mit der Wahrnehmung von Umweltproblemen durch wirtschaftliche Akteur*innen befassen.

Der Beitrag diskutiert am Beispiel des Klimawandels Potenziale und Grenzen der Wahrnehmungsforschung für die Wirtschaftsgeographie. Grundlage dafür ist eine systematische Analyse interdisziplinärer Literatur zur Klimawandelwahrnehmung wirtschaftlicher Akteur*innen. Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Forschung zur Klimawandelwahrnehmung vor allem auf wirtschaftliche Akteur*innen und Regionen fokussiert, die als besonders betroffen von klimatischen Veränderungen gelten wie beispielsweise Kleinbäuer*innen oder Tourismusregionen. Wirtschaftsgeograph*innen können mit ihrem Verständnis von beispielsweise Macht, Globalen Wertschöpfungsketten und Entrepreneurship neue Perspektiven auf Wahrnehmungen von wirtschaftlichen Akteur*innen und Regionen legen, die über großräumigere Entscheidungskompetenzen für klimaschützende oder anpassende Maßnahmen verfügen.

Die Kritik an Wahrnehmungsgeographien hat klar gezeigt, dass Wahrnehmung Handeln nicht determiniert und dass Wahrnehmungen soziale Realität nicht alleinig formen. Gleichzeitig existieren empirische Belege, dass die Wahrnehmung von Klimarisiken Anpassungshandeln beeinflussen oder zumindest Akzeptanz dafür schaffen kann. Der Beitrag diskutiert, was die Wirtschaftsgeographie zu Fragen der Wahrnehmung von Umweltproblemen ergänzen kann und wie diese Fragen für die Wirtschaftsgeographie fruchtbar gemacht werden können. Dies ist ein Versuch, zur Pluralisierung einer umweltorientierten Wirtschaftsgeographie beizutragen.