Warum wir immer noch neue Einfamilienhausgebiete bauen? Handlungsmuster verstehen, Flächen sparen

Vortrag
Sitzungstermin
Donnerstag (21. September 2023), 11:00–12:30
Sitzungsraum
HZ 5
Autor*innen
Angelika Münter (ILS)
Denise Ehrhardt (IÖR)
Sebastian Eichhorn (ILS)
Martin Behnisch (IÖR)
Mathias Jehling (IÖR)
Kurz­be­schreib­ung
Wie stellt sich die Flächeninanspruchnahme für Einfamilienhäuser in Regionen mit nicht angespannten Boden- und Wohnungsmärkten dar und wie tragen die Handlungslogiken von Kommunen, Projektentwicklern und Haushalten dazu bei?
Schlag­wörter
Flächeninanspruchnahme, Einfamilienhaus, entspannte Wohnungsmärkte, Akteure

Abstract

Obwohl in den letzten Jahren die Flächeninanspruchnahme kontinuierlich zurückgegangen ist, lag sie mit 54 Hektar pro Tag im Jahr 2020 (im Vier-Jahres-Durchschnitt) noch immer fast doppelt so hoch wie das ursprünglich für dieses Jahr gesetzte Ziel von 30 ha pro Tag. Insbesondere in den ländlicheren Gebieten mit weniger angespannten Boden- und Wohnungsmärkten ist nach wie vor eine hohe Flächeninanspruchnahme zu beobachten, die sich in einem hohen Pro-Kopf Flächenverbrauch ausdrückt. Vorgestellt werden Ergebnisse des Forschungsprojekts „Trends und Tendenzen der Siedlungsentwicklung und deren Auswirkungen auf das Erreichen der flächenpolitischen Ziele des Bundes“, in dem die Wohnbauflächenentwicklung im Rahmen eines Mixed-Methods-Ansatzes in Fallstudien quantitativ (GIS-Analysen) und qualitativ (Interviews mit Experten und Haushalten) untersucht wurde. Im Rahmen der Synthese werden die Ergebnisse aus quantitativer und qualitativer Analyse zusammengeführt und bewertet, welchen Einfluss Angebot und Nachfrage nach Bauland für Einfamilienhäuser in Regionen mit entspanntem Wohnungsmarkt auf die Flächeninanspruchnahme haben und was die wichtigsten kausalen Wirkungszusammenhänge zur Erklärung der Entwicklungen auf den Grundstücks- und Wohnungsmärkten sind. Zudem wird aufgezeigt, welche planerischen Handlungsmöglichkeiten bestehen, um Angebot und Nachfrage am Wohnungsmarkt gerade in diesen Regionen verstärkt in den Siedlungsbestand und in höher verdichtete Wohnformen zu lenken. Die quantitativen Ergebnisse zeigen, dass große Teile der Mehrfamilienhäuser in den Regionen als Innenentwicklung realisiert werden und die Flächenneuinanspruchnahme für Wohnen zu 80-100 % auf Einfamilienhausgebiete zurückzuführen ist. Die geführten Interviews lassen darauf schließen, dass erst das Zusammenspiel aus ländlich geprägten Wohnleitbildern, kommunalpolitischen Zielsetzungen, dem Rückzug der Kommunen aus der Gebietsentwicklung und privatwirtschaftlichen Interessen dazu führt, dass der als Siedlungserweiterung realisierte Wohnungsbau von Einfamilienhäusern und geringen Bebauungsdichten geprägt ist.