Was lernt die Planung vom Experiment? Interaktionen zwischen experimentellen Mikrointerventionen und stabilen Planungskonfigurationen im Streben nach urbaner Transformation

Vortrag
Sitzungstermin
Mittwoch (20. September 2023), 11:00–12:30
Sitzungsraum
HZ 13
Autor*innen
Johannes Suitner (TU Wien)
Astrid Krisch (University of Oxford)
Kurz­be­schreib­ung
Können Planung & Experiment voneinander lernen und so als konträre urbane Governancemechanismen dennoch koexistieren und zu sozial-ökologischer Transformation beitragen? Der Beitrag thematisiert diese Frage anhand zweier experimenteller Mikrointerventionen in der Stadtregion Wien.
Schlag­wörter
Experiment, Transformative Planung, Sozial-ökologische Transformation, Planungskonfigurationen, Governance

Abstract

Dem urbanen Klima- und Nachhaltigkeitsexperiment wird im Diskurs um transformativen Wandel große Bedeutung beigemessen (Sharp & Raven 2021, Sengers et al. 2019). Dabei stehen ephemere, experimentelle Mikrointerventionen scheinbar in Konkurrenz mit einer institutionalisierten, formalisierten Stadtplanung als zwei konträre Governancemechanismen zur Steuerung einer lebenswerten urbanen Zukunft (Torrens et al. 2019). Im Planungsdiskurs herrscht bislang bestenfalls eine pragmatische Debatte vor, die das Experiment als Erweiterung des planerischen Werkzeugkastens interpretiert, mit dem die Effektivität der Planung erhöht werden kann (Eneqvist & Karvonen 2021, Sharp & Raven 2021). Eine Veränderung der Planung an sich durch (wechselseitiges) Lernen zwischen Experiment und Planung bleibt jedoch weitgehend unberücksichtigt (von Wirth et al. 2019).

In unserem Beitrag kombinieren wir das Konzept der Planungskonfigurationen (Suitner 2021) mit einer Prozessperspektive auf urbane Klima- und Nachhaltigkeitsexperimente (Suitner 2022) und untersuchen auf diese Weise systematisch die Wechselwirkungen zwischen Planung und Experiment und wie sich diese auf Selbstverständnisse, Praktiken und Organisationsformen der Planung auf diskursiver, institutioneller und Akteursebene auswirken.

Wir analysieren dazu zwei experimentelle Mikrointerventionen in der Stadtregion Wien und die Wechselwirkungen, die im Prozess zwischen ihrer Entwicklung und den jeweiligen Planungsdiskursen, -praktiken und -instrumenten entstehen. Dabei identifizieren wir Ansatzpunkte wechselseitiger Beeinflussung und Lernens zwischen Planungskonfiguration und Experiment.

Hieraus schließen wir, dass die entscheidende Frage im Diskurs um Experiment und Planung weniger darin besteht, >ob< das Experiment ein geeignetes Instrument zur Steuerung urbaner Transformation ist, sondern inwieweit sich die Akteure in Experiment und Planung der Motive, Imaginierungen und pfadabhängigen institutionellen Strukturen ihres jeweiligen Gegenübers bewusst sind und ob sie bereit und in der Lage sind, diese entsprechend zu reflektieren und anzupassen.