Welche Faktoren begünstigen die Umsetzung von Maßnahmen zu lokaler Klimawandelanpassung durch Stadtverwaltung und Bürger*innen?

Vortrag
Sitzungstermin
Freitag (22. September 2023), 09:00–10:30
Sitzungsraum
SH 0.107
Autor*innen
Britta Jänicke (Universität Kassel)
Joachim Fallmann (Stadt Heidelberg, Amt für Umweltschutz [A])
Kurz­be­schreib­ung
Ziel dieser Arbeit ist es anhand einer Recherche der neusten Literatur und anhand von Praxiserfahrungen wesentliche Gelingensfaktoren für die lokale Umsetzung von Klimawandelanpassungsmaßnahmen durch Stadtverwaltung und Bürger*innen zu identifizieren.

Abstract

Für die Anpassung an den Klimawandel spielt die lokale Ebene innerhalb von Städten und Nachbarschaften eine wesentliche Rolle. Auf dieser Ebene werden die Folgen des Klimawandels sichtbar, müssen lokale Lösungen gefunden werden, sowie Synergien und Zielkonflikte mit Klimaschutz und anderen Belangen abgewogen werden.

Viele Maßnahmen zur Klimawandelanpassung an Hitze und Starkregen lassen sich auf privaten Grundstücken und von Privatpersonen umsetzen wie z. B. grüne Infrastruktur durch schattenspendende Bäume, Fassadenbegrünung, Entsiegelung, Retentionsmulden, graue Infrastruktur durch Zisternen, Bodenschwellen oder Schutzmauern sowie soziale Maßnahmen wie nachbarschaftliche Hilfen. Entsprechend erfordert die Anpassung an die Folgen des Klimawandels nicht nur das Handeln von Politik und Verwaltung, sondern eine breite Unterstützung der Bevölkerung, damit Anpassungsmaßnahmen politisch tragfähig und sozial akzeptiert sind.

Die wesentlichen Handlungsoptionen zur Anpassung sind in der wissenschaftlichen Gemeinschaft seit Langem bekannt. Der Forschungsfokus liegt auf der Optimierung und Quantifizierung der Wirksamkeit. Die Maßnahmen werden allerdings bislang in einem Maße umgesetzt, das nicht ausreicht, um die erwarteten Klimarisiken zu adressieren und setzen oftmals nur punktuell (Leuchtturmprojekte) oder zu oberflächlich an (z. B. extensive Dachbegrünung mit geringer klimatischer Wirkung).

Die Hürden bei der Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen sind vielfältig und wurden mehrfach untersucht. Diese umfassen den offensichtlichen Personal- und Finanzbedarf von Verwaltungen, um z. B. Neupflanzungen längerfristig zu pflegen oder zeitlich aufwendige Kommunikationsstrategien über vorhandener Pläne und Strategien innerhalb der Verwaltung mit den Bürger:innen durchzuführen.

Gerade in urbanisierten Räumen bestehen aber auch vielfältige Anforderungen an die Nutzung des öffentlichen Raumes, welcher neben Aufenthaltsqualität auch die Erreichbarkeit, infrastrukturelle Erschließung, Barrierefreiheit oder die Abdeckung von Einzelhandel umfasst. Vielfältige Interessen eventueller Investoren überprägen dabei das Gesamtbild. Anders als im Klimaschutz, ist die Klimaanpassung deutlich schwieriger mit Normen und Richtwerten zu hinterlegen, so dass die Maßnahmen in der Abwägung leicht vernachlässigt werden.

Ziel dieser Arbeit ist es anhand einer Recherche der neusten Literatur und anhand von Praxiserfahrungen wesentliche Gelingensfaktoren für die lokale Umsetzung von Klimawandelanpassungsmaßnahmen durch Stadtverwaltung und Bürger*innen zu identifizieren. Solche Gelingensfaktoren umfassen z. B. eine effektive und handlungsorientierte Kommunikation, institutionalisierte Verantwortlichkeiten, lokal-spezifische und nutzer*innenzentrierte Klimainformationen sowie die Integration von verschiedenen (Umwelt‑)Belangen und Synergien innerhalb einer Maßnahme.