Welche Fortbildungsinteressen haben Geographielehrkräfte? Ergebnisse einer quantitativen Studie in Nordrhein-Westfalen

Vortrag
Sitzungstermin
Donnerstag (21. September 2023), 11:00–12:30
Sitzungsraum
SH 1.106
Autor*innen
Melissa Meurel (Universität Münster)
Kurz­be­schreib­ung
Um die Qualität und Quantität von Fortbildungsaktivitäten zu steigern, werden für eine bedarfsorientierte Fortbildungsgestaltung die Fortbildungsinteressen von Geographielehrkräften im Rahmen einer empirischen Untersuchung ermittelt.

Abstract

Für die berufsbegleitende Professionalisierung von Lehrkräften werden Fortbildungen eine zentrale Bedeutung zugesprochen, um die sich stetig wandelnden Herausforderungen des Unterrichtsalltags bewältigen zu können. Wenngleich Lehrkräfte eine grundsätzliche Pflicht zur Fortbildung haben, ist diese in zahlreichen Bundesländern nicht quantifiziert, sodass es im Ermessen der Lehrkräfte liegt, ob und in welchem Umfang sie der Fortbildungspflicht nachgehen (Pasternack et al., 2017, S. 240). Demzufolge ist eine adressatengerechte Angebotsstruktur für die Fortbildungsaktivität sowie deren Wirksamkeit bedeutsam (Lipowsky, 2010, S. 51), welche in der aktuellen Fortbildungspraxis als unzureichend eingestuft wird (Altrichter et al. 2019, S. 10). Um die individuellen Bedürfnisse der Lehrkräfte stärker einzubeziehen, kann das Interesse als zentraler Beweggrund für die Fortbildungsteilnahme (Cramer et al., 2019, S. 80) sowie Prädikator für nachhaltigen Lernerfolg entscheidend sein (Schiefele & Schaffner, 2015, S. 160). Die Frage nach dem Lehrkräfteinteresse im Rahmen von Fortbildungen wurde in der Geographiedidaktik bislang nicht erforscht.

An dieser Stelle setzt das Dissertationsvorhaben mit dem Ziel an, das Interesse an fachspezifischen Inhalten (FF 1) und Tätigkeiten (FF 2) bei Fortbildungen sowie die Einflussfaktoren auf das Lehrkräfteinteresse (FF 3) zu ermitteln, um auf der Grundlage der Forschungsergebnisse Implikationen für die Fortbildungspraxis abzuleiten.

Zur Beantwortung der Forschungsfragen dient eine qualitative Vorstudie zur Exploration des Forschungsfeldes und der Generierung von Hypothesen. Dazu werden leitfadengestütze Interviews mit Geographielehrkräften (N=8) durchgeführt und im Sinne der strukturierenden qualitativen Inhaltsanalyse nach Kuckartz (2018) ausgewertet. Im Rahmen der quantitativen Hauptstudie werden die Hypothesen im Rahmen einer standardisierte Online-Befragung überprüft (N=172). Nebst deskriptiven Statistiken erfolgen inferenzstatistische Analysen (u. a. Korrelations‑, Regressions- und Clusteranalysen) als statistische Rechenverfahren mittels SPSS.

Die Untersuchung zeigt, dass die befragten Lehrkräfte grundsätzlich ein hohes Interesse an fachspezifischen Fortbildungen aufweisen (X=3.98), wobei sich Interessentrends hinsichtlich der Inhaltsbereiche identifizieren lassen, sodass auf der Grundlage der Forschungsergebnisse interessenorientierte Fortbildungsveranstaltungen gestaltet werden können. Stärkste Vorhersagevariable für das Lehrkräfteinteresses bilden die Überzeugungen hinsichtlich Fortbildungen (R2= .359), sodass die Etablierung einer Fortbildungskultur vor dem Hintergrund der Bedeutung von Fortbildungen für die berufsbezogene Professionalisierung von Lehrkräften unabdingbar ist.

Im Vortrag wird das Forschungsdesign erläutert, die Ergebnisse der quantitativen Hauptstudie präsentiert sowie abschließend über die Diskrepanz zwischen Lehrkräfteinteressen und evidenzbasierten Gestaltungsmerkmalen von Fortbildungen diskutiert.