“What to do with the past in the future?”

Vortrag
Sitzungstermin
Freitag (22. September 2023), 16:30–18:00
Sitzungsraum
SH 0.107
Autor*innen
Kurz­be­schreib­ung
Landschaften verändern sich in der Zeit und jede Generation formt ihre eigene Landschaft, "but if the link is lost we will regard the past as someone else’s past.” Durch «landschaftliche Bildung» auf allen Stufen kann dies verhindert werden, denn was man kennt, schützt man.

Abstract

Seit jeher werden Flächen jeder Art landwirtschaftlich genutzt. Die Praxis der traditionellen Landnutzung ist als komplexes sozio-ökologisches System zu verstehen, bei welchem die öko-sozialen Faktoren wie Institutionen und Regeln der Organisationen, die konstante Erneuerung des Wissens und die kulturelle Verankerung in lokalen und regionalen Identitäten und Traditionen sehr wichtig sind. An allen herge-brachten Kulturlandschaften lassen sich Konzepte und Strategien früherer Gesellschaften in Bezug auf die Landnutzung ablesen. Und da sich Landschaften verzögert verändern und diverse Elemente eine gewisse Persistenz aufweisen und zumindest als Relikte überdauern, können Landschaften als Archiv früherer Zustände und Prozesse dienen. So wird die Kulturlandschaft auch zum Kulturerbe. Doch dieses Kultur- und Naturerbe nimmt seit Mitte des letzten Jahrhunderts rapide ab (Klaus 2018). Als Antwort auf die Erkenntnis des grossen sozial-ökologischen und kulturellen Wertes von noch erhaltenen Kulturland-schaften gibt es eine zunehmende Anzahl lokaler Initiativen und Trägerschaften, die diese für die Zu-kunft erhalten wollen. Wenn es aber um den Schutz von Landschaften geht, stellt sich die Frage «what to do with the past in the future» (Antrop 2006 in Palang et al. 2017)? Die beiden Problemkreise – der rapide Schwund von «Archivalien» einerseits und die Frage nach der Weiterentwicklung von Landschaf-ten – sind nicht nur gesellschaftlich, sondern auch im Bildungskontext relevant, sind doch Schülerinnen und Schüler die zukünftigen Akteure im Raum. Das Ziel und die Herausforderung sind also, ein Thema so didaktisch zu rekonstruieren, dass es einerseits «Landschaftswissen» generiert und gleichzeitig zur Reflexion über zukünftige Möglichkeiten anregt und zum zukünftigen Handeln motiviert.

Der Beitrag zeigt zunächst an verschiedenen Beispielen, wie an der Pädagogischen Hochschule Bern (PHBern) für die Primarstufe und die Sekundarstufen I und II, aber auch für die Ausbildung von Lehrper-sonen Lerngelegenheiten und Lerntools zum Aufbau von Landschaftswissen entwickelt worden sind (www.schulplattform-oberaargau.ch, www.brennpunkt-landschaft, www.brennpunkt-nachhaltigkeit, Tan-ner 2021a). Der Beitrag beleuchtet weiter die aktuellen Raum- und Landschaftskonzepte, die sich im Rahmen des «spatial turns» der Sozial- und Geisteswissenschaften herausgebildet haben (Wardenga 2002, Fögele 2016, Kühne 2019). Zum Schluss soll der phänomenologische Bildungsansatz von Wolf-gang Klafki mit seiner Verbindung von objektiven und subjektiven Aspekten aufgenommen werden, wie wir sie eben gerade in der Landschaft und deren Wahrnehmung ausmachen können (Klafki 1964, Tan-ner 2021b).