Who cares? Gegen-hegemoniale Praktiken im Ernährungssystem als Beitrag zur Food Democracy

Vortrag
Sitzungstermin
Freitag (22. September 2023), 14:30–16:00
Sitzungsraum
SH 1.101
Autor*innen
Nina Kleen (Universität Münster)
Laura Siebert (Westfälische-Wilhelms-Universität Münster)
Pia Schütt (Universität Münster)
Mona Frauning (Westfälische-Wilhelms-Universität Münster)
Kurz­be­schreib­ung
Dieser Beitrag widmet sich wiederständigen Praktiken im industrialisierten Ernährungssystem und analysiert diese entlang von vier Fallbeispielen aus den Perspektiven der food democracy und (more-than-human) Care-Beziehungen.

Abstract

Das globale Ernährungssystem ist tief verstrickt in strukturelle Machtverhältnisse und aktuelle Krisen. Wir fokussieren daher bewusst auf gegenwärtige widerständige Praktiken, um aufzuzeigen, dass das Ernährungssystem gerechter und nachhaltiger gedacht und gelebt werden kann (und wird) als es im konventionellen System der Fall ist.

Das Ernährungssystem ist eine komplexe und heterogene sozio-materielle Infrastruktur, die in den meisten Fällen unsichtbar oder zumindest intransparent erscheint. Für viele Menschen ist im Alltag der Supermarkt der einzige Berührungspunkt mit einem globalen System aus Produktions‑, Verarbeitungs- und Verteilungsprozessen, das mehrheitlich in der „black box” verschwindet.

Auch in Deutschland gibt es soziale Bewegungen und Initiativen, die durch ihre gegen-hegemonialen Praktiken Alternativen zum Status Quo aufzeigen und eine grundlegende Transformation des Ernährungssystems fordern. Mit einer solidarischen Landwirtschaft, einem genossenschaftlichen Supermarkt, einer Initiative für Lebensmittelrettung und einem fairen Kaffeehandel haben wir im Rahmen einer Projektarbeit Interviews geführt. Wir begreifen die vier Fallbeispiele als sozio-materielle „contact zones“ (Pratt 1991; 2022), die versuchen Räume der Begegnung (wieder‑)herzustellen.

Zur Analyse der Initiativen nutzen wir das Konzept der „food democracy“, mit dem herausgestellt werden kann mit welchen Praktiken Menschen die Kontrolle über das Ernährungssystem zurückgewinnen. Zusätzlich wollen wir diskutieren, inwiefern Care-Perspektiven eine Rolle spielen und auch mehr-als-menschliche Beziehungen darstellen.