Wie kann Klimaanpassung als Standard in Planungswettbewerbe integriert werden?
Abstract
Eine klimaorientierte Stadtentwicklung setzt intervenierendes Handeln,
sowohl auf kommunaler als auch auf regionaler Ebene voraus. Innovative Klimaanpassungs- und
Mobilitätsstrategien müssen entwickelt werden, um den
Herausforderungen des Klimawandels gerecht zu werden. Integrierte Lösungsansätze zum
Umgang mit diesem sowie Nachverdichtung in wachsenden Städten wurden im Rahmen des
BMBF-geförderten Projekts „Grüne Stadt der Zukunft – Klimaresiliente Quartiere in einer
wachsenden Stadt“ entwickelt und anhand von vier „Reallaboren“ in die praktische Umsetzung
überführt. „Reallabore“ sind Münchner Quartiere, die sich für städtebauliche
Nachverdichtung in unterschiedlichen Phasen der Transformation befinden, wobei
Wettbewerbe im Fokus stehen und verstärkt im Rahmen des Projektes behandelt werden.
Wettbewerbe stellen ein wichtiges Instrument dar, um Klimaorientierung in
Planungsprozesse zu integrieren und zu verstetigen. Ein standardisiertes Verfahren besteht
hierfür jedoch noch nicht. Dies beginnt mit der Grundlagenermittlung, aus welcher sich
Anforderungen für die Auslobung ableiten. Auch deren Abfrage und Bewertung in der
Vorprüfung sowie der Preisgerichtssitzung läuft nicht standardisiert ab. Im Rahmen des
Projektes wurden qualitative Interviews und Expert:innenworkshops durchgeführt, die sich
gezielt mit den Herausforderungen und Lösungsansätzen für
klimaorientierte Wettbewerbe befassen. Die Ergebnisse zeigen, dass ein erheblicher Bedarf
einer gezielten Abfrage und Bewertung besteht.
In Kooperation mit dem Ingenieurbüro GEO-NET arbeitet das Projektteam derzeit an der
Fragestellung, wie die Überprüfung und Bewertung von Klimaorientierung in
Wettbewerbsverfahren vereinfacht und standardisiert durchgeführt werden kann, wobei ein
Katalog mit verschiedenen Bewertungskriterien erarbeitet wurde. Als Methode findet hier der
Reallaboransatz Anwendung.
Der Katalog, derzeit bestehend aus 16 Kriterien, stellt eine Übersicht und Orientierungshilfe
für die Bewertung von Entwürfen in Realisierungswettbewerben mit dem Schwerpunkt
Klimaanpassung dar. Die Auswahl und Gewichtung ist von verschiedenen Faktoren abhängig, individuell anpassbar und
kann in Form einer standardisierten Tabelle abgefragt werden. Dabei erfolgt die Wahl der
Kriterien auf Grundlage der jeweiligen Rahmenbedingungen und der im Auslobungstext
formulierten Anforderungen.
Die Forschung in den Reallaboren sowie die langjährige Praxiserfahrung von GEO-NET
zeigen, dass Klimaorientierung neben Themen wie Lärmschutz und Verkehr derzeit häufig
noch nicht gleichberechtigt berücksichtigt wird. Dies verdeutlicht, dass ein standardisiertes
Verfahren zur Integration der Klimaorientierung in Wettbewerbsprozesse unabdingbar ist.
Durch eine konsequente Integration von der Grundlagenermittlung über die Auslobung bis zur
Vorprüfung anhand der Bewertungskriterien kann hier ein wesentlicher Fortschritt hinsichtlich
klimaorientierter Wettbewerbe erzielt werden.