Wie nachhaltig ist die umweltorientierte Wirtschaftsgeographie?
Abstract
Der Vortrag reflektiert (selbstkritisch) die bisherige Auseinandersetzung der Wirtschaftsgeographie mit politisch-programmatisch aufgeladenen Konzepten wie der ‚Green Economy‘, der Zirkularwirtschaft oder der Postwachstumsökonomie. Im Vordergrund des Diskussionsbeitrags steht die Frage, inwieweit wirtschaftsgeographische Forschung sich nicht nur mit umweltschutzorientierten Veränderungsprozessen im Produktionssystem oder daraus resultierenden Dynamiken (z.B. ‚grüne Gründer:innen‘) beschäftigen sollte, sondern auch mit zugrundeliegenden Annahmen sowie sozial-ökologischen Wirkungen unterschiedlicher räumlicher Reichweite. Beispiele aus den Bereichen Elektromobilität, grüne Finanzwirtschaft sowie nachhaltiges Bauen illustrieren sowohl ontologische und epistemologische Aspekte als auch konzeptionelle und methodologische Herausforderungen. Diskutiert werden zudem Fragen der Positionalität und Normativität wirtschaftsgeographischen Denkens, nicht zuletzt vor dem Hintergrund post- bzw. neokolonialer Spannungsfelder. Der Beitrag wirbt für ein holistisches und differenzierendes Verständnis der Wirtschaftsgeographie, das von einem Austausch mit anderen (Sub‑)Disziplinen profitieren könnte.