Wohnungsbau in Hamburg zwischen Innen- und Außenentwicklung: Mehr „Stadt in der Stadt“ oder mehr „Stadt an neuen Orten“?
Abstract
Die Stadtpolitik der Freien und Hansestadt Hamburg (FHH) ist darauf ausgerichtet, die aktuelle Wohnungsfrage durch Neubau neoklassisch zu lösen. In der vergangenen Dekade wurden hierfür vor allem Konversionsflächen in Wert gesetzt; als Beispiele können die Hafencity oder die „Neue Mitte Altona“ angeführt werden. Gegenwärtig werden seitens der FHH zwei tendenziell gegensätzliche Strategien der Standortallokation für den Wohnungsbau parallel verfolgt: Erstens das 2013 ins Leben gerufene Programm „Mehr Stadt in der Stadt“. Dieses hat zum Ziel, derzeit untergenutzte Flächenpotentiale in integrierten Lagen für den Wohnungsbau zu mobilisieren. Neben Flächenkonversion spielt dabei auch Nachverdichtung eine Rolle. Dabei steht das Leitbild einer „kompakteren und vielfältigeren Stadt“ im Vordergrund, was als Bekenntnis zur Innenentwicklung verstanden werden kann
Zweitens wurde 2015 ein Stadterweiterungsprogramm ins Leben gerufen, das unter dem Schlagwort „Mehr Stadt an neuen Orten“ firmiert und die Entwicklung von Wohnquartieren in der Äußeren Stadt – also auf bisher unversiegelten Flächen – zum Ziel erklärt. Wenngleich auch im Programm „Mehr Stadt an neuen Orten“ nur Areale innerhalb der administrativen Grenzen der FHH in den Blick genommen werden, lässt sich diese Neuausrichtung als Bekenntnis zur Notwendigkeit einer Außenentwicklung auf bislang noch unversiegelten Flächen deuten.
Mit den beiden konzeptionellen Stadtentwicklungsstrategien sind unterschiedliche Vor- und Nachteile verbunden, wobei es angesichts der Debatten um Nachhaltigkeit in der Raumentwicklung, dem Gebot der Verkehrssparsamkeit, allgemeiner Suburbanisierungskritik sowie der ökologisch problematischen Aspekte der Flächenversiegelung heute weitgehend unstrittig ist, dass einer Innenentwicklung durch bauliche Nachverdichtung der Vorzug gegenüber flächenexpansiver Außenentwicklung beigemessen werden kann.
Im Vortrag wird überprüft, ob derzeit eine Schwerpunktverlagerung der Ausrichtung der Wohnungsbaupolitik der FHH im Sinne einer Abkehr von „Mehr Stadt in der Stadt“ (Innenentwicklung) und damit einer verstärkten Orientierung an „Mehr Stadt an neuen Orten“ (Außenentwicklung) stattfindet. Hierzu werden die von der FHH ausgewiesenen Wohnflächenpotentiale für den Zeitraum 2022-2026 GIS-basiert hinsichtlich ihrer Lage im Stadtraum mit den früheren Baufertigstellungen des Jahres 2013 verglichen. Weiterhin werden die Herausforderungen diskutiert, die sich aus dem Spannungsfeld des Gebots der Flächensparsamkeit einerseits sowie der notwendigen Beantwortung der gegenwärtigen „Neuen Wohnungsfrage“ in Hamburg andererseits ergeben.