Zockend hin zur Klimaanpassung: Wirkung des digitalen Lernspiels Klim:S21 auf Risikowahrnehmung und Bewältigungseinschätzung von Jugendlichen

Vortrag
Sitzungstermin
Mittwoch (20. September 2023), 14:30–16:00
Sitzungsraum
SH 0.105
Autor*innen
Franziska Wankmüller (PH Heidelberg)
Christina Fiene (PH Heidelberg)
Fiona Rochholz
Alexander Siegmund (PH Heidelberg)
Kurz­be­schreib­ung
Das digitale Lernspiel Klim:S21 zeigt die Klimafolgen für exemplarische Naturräume in Deutschland und entsprechende Anpassungsmaßnahmen. Eine Interventionsstudie untersucht die Wirkung des digitalen Lernspiels auf die Risikowahrnehmung und Bewältigungseinschätzung von Jugendlichen.
Schlag­wörter
Klimaanpassung, Serious Game, Klimawandel, Risikowahrnehmung, Protection Motivation Theory

Abstract

Jugendliche in Deutschland nehmen zunehmende Extremereignisse wie Überschwemmungen, Hitzewellen und Dürreperioden als beängstigende Risiken des Klimawandels wahr. Während der Klimaschutz (Mitigation) eine Reduktion des Ausmaßes der Ereignisse zum Ziel hat, verfolgt die Anpassung ein Schutzhandeln zur Verringerung der unvermeidbaren regionalen Schäden durch Klimafolgen (Adaptation). Die differenzierte Wahrnehmung der Maßnahmen zum Schutz vor Umweltbedrohungen ist daher wesentliches Ziel der Bildung zur Anpassung an den Klimawandel. Im Kontext der schulischen Bildung werden bisher vor allem Inhalte im Themenfeld des Klimaschutzes vermittelt. Gerade junge Menschen zeigen große Wissenslücken im Themenfeld der Klimaanpassung. Einen innovativen Ansatz kann durch den Einsatz eines Lernspiels geschaffen werden. Ein entsprechendes Lernmedium stellt das Serious Game Klim:S21 dar.

Das digitale Lernspiel vermittelt Jugendlichen ab der 8. Klasse Möglichkeiten der Klimaanpassung in unterschiedlichen Naturräumen Deutschlands. Klim:S21 wurde im Rahmen des Projekts „Kli:b – Dem Klimawandel interaktiv begegnen“ der Abteilung für Geographie der Pädagogischen Hochschule Heidelberg – Research Group für Earth Observation (rgeo) entwickelt. Die Wirkung des Spiels wurde in Schulworkshops anhand von Fragebögen untersucht. Hierbei wurden die Gebrauchstauglichkeit des Spiels und der Wissenszuwachs der Jugendlichen nach dem Spielen betrachtet. Schüler*innen zeigten einen signifikanten Wissenszuwachs bei Fragen zum Konzept der Klimaanpassung. Sie konnten das Konzept häufiger richtig definieren, Beispiele für Maßnahmen finden und Verantwortliche im komplexen Themenfeld der Klimaanpassung identifizieren.

Außerdem wurde der Einfluss des Spiels auf die Risikowahrnehmung und Bewältigungseinschätzung untersucht. Fragebögen erfassten dabei im Prä-Posttest-Design Konstrukte wie Angst, kollektive Wirksamkeit, Wissen, Glaube an Anpassungsmaßnahmen, Schutzmotivation und Skepsis in Bezug auf den Klimawandel. Als Grundlage dient die Theorie zur Schutzmotivation von Rogers und Prentice-Dunn. Erste Ergebnisse zeigen eine hohe Risikowahrnehmung der Jugendlichen vor und nach dem Spielen und einen positiven Einfluss des Spiels auf die Einschätzung der Bewältigungsmöglichkeiten. Die Untersuchung bekräftigt daher den Einsatz von Klim:S21 im schulischen Kontext zur Förderung einer handlungs- und lösungsorientierten Wahrnehmung und Bewältigung der Klimafolgen.