Zugang zu öffentlichen Dienstleistungen und Aufstieg des Populismus: Welche Leseschlüssel in Frankreich und Deutschland?

Vortrag
Sitzungstermin
Donnerstag (21. September 2023), 16:30–18:00
Sitzungsraum
SH 0.101
Autor*innen
Antoine Laporte (École Normale Supérieure de Lyon)
Kurz­be­schreib­ung
Rechtsextreme populistische Parteien baklagen häufig die fehlenden Investitionen des Staates in den ländlichen Raum an. Dieser Vortrag bietet eine statistische Analyse des Phänomens anhand der Stimmen für die Rassemblement National und die Alternative Für Deutschland in Frankreich und Deutschland.

Abstract

Dieser Vortrag stellt Überlegungen zur geografischen Analyse der Stimmabgabe für rechtsextreme populistische Parteien an den Beispielen der Rassemblement National (RN) in Frankreich und der Alternative für Deutschland (AFD) in Deutschland an. Die Literatur über die rechtsextreme Stimmabgabe in Frankreich bevorzugt einen Ansatz, der die Peripherisierung ländlicher Räume als Erklärung für die Stimmabgabe darstellt. Sie geht auch davon aus, dass im deutschen Fall diese Stimmen eher auf eine Ost-West-Teilung stammt. Auch wenn diese Lesart natürlich anregend ist, läuft sie darauf hinaus, dem Erfolg von Parteien mit ähnlichen Argumenten unterschiedliche Interpretationsschlüssel zu geben. Im französischen Fall wären die Wahlgewinne der populistischen Parteien das Ergebnis einer traditionnellen Zentrum-Peripherie-System und im deutschen Fall eher ein Zeichen für die Beibehaltung alter sozialer Strukturen trotz der Wiedervereinigung.

Transnationale statistische Ansätze sind in diesem Bereich noch nicht zahlreich, aber es gibt sie bereits und sie zeigen eine eindeutige Verbindung zwischen Gebieten, die für diese populistischen Parteien stimmen, und alternder Demografie, niedrigen Einkommen, schwacher Präsenz der Industrie und wirtschaftlichem Niedergang auf. Sie enthalten jedoch häufig keine Elemente, die der Rückzug des Staates berücksichtigen.

Die RN und die AFD waren jedoch in der Lage, spezifische Programme und Diskurse für die ländlichen Raüme zu entwickeln, insbesondere indem sie mangelnde Investitionen des Staates und die Schließung öffentlicher Dienstleistungen anprangerten. Während der “Gelbwesten”-Krise in Frankreich war die Kritik an einer Vernachlässigung durch staatliche Dienstleistungen eines der Hauptargumente, die von der Bewegung vorgebracht wurden. Diese Rhetorik wurde von der RN während der Präsidentschaftskampagne 2022 wiederverwendet. Natürlich sind die demografischen, sozioökonomischen oder auf die Ansiedlung des Staates bezogenen Indikatoren zu zahlreich. Daher entscheiden wir uns dafür, uns auf die Einkommensunterschiede, den Anteil der Jugendlichen an der Gesamtbevölkerung und die Abdeckung des Gebiets mit Schulen und Einrichtungen der Sekundarstufe II zu konzentrieren.

Somit verfolgt dieser Vortrag ein doppeltes Ziel. Indem wir die Beziehung zwischen populistischer Stimmabgabe einerseits und demografischen Strukturen, Einkommensverteilung und Schließung öffentlicher Dienste andererseits vergleichen, wollen wir :