Zuhause Altern: Perspektiven auf das Wohnen von älteren Menschen in Wien
Abstract
Geographische Zugänge auf das Alter(n) betonen die Bedeutung des sozialräumlichen Umfelds für ein „gutes Leben im Alter“. Der Fokus auf sozialräumliche Aspekte im Kontext des Älterwerdens spiegelt sich in städtebaulichen und stadtentwicklungspolitischen Agenden wider, die zunehmend das Thema des demographischen Wandels und der „alternden Gesellschaft“ in den Blick nehmen. Entsprechende Programme und Strategien unter dem Banner der „alter(n)sgerechten Städte und Gemeinden“ – eine Formulierung, die in erster Linie auf die gleichlautende WHO-Strategie von 2007 zurückgeht – sind eng mit Gesundheits- und Pflegedebatten verknüpft und drehen sich um Bilder des „gesunden“ und „aktiven Alterns“. Damit verbunden ist die Leitidee des „ageing place“ und der Frage, wie Quartiere gestaltet werden müssen, um Menschen zu befähigen (möglichst lange) in ihrer vertrauten Wohnumgebung alt zu werden und trotz höherem Lebensalter unabhängig, mobil und sozial eingebunden zu bleiben. Problemstellungen in diesem Zusammenhang beziehen sich einerseits auf die (Um‑)Gestaltung des eigenen Wohnraums. Andererseits betreffen sie ebenso die Nachbarschaft und übergeordnete Maßstabsebenen und schließen Fragen nach der baulichen Gestaltung von öffentlichen Räumen, der Bereitstellung von sozialen Infrastrukturen oder dem Vorhandensein von formellen und informellen Sorgenetzwerken, sozialen Kontakten und Beziehungen ein.
Dieser Konferenzbeitrag widmet sich der Bedeutung des Wohnens im Kontext des Älterwerdens. Er diskutiert die Rolle und Funktion der (privaten) Wohnung und der Nachbarschaft für das Altern und wie sich Bedeutungen und Zuschreibungen gegebenenfalls verändern oder welche Bilder darüber im Zuge des Prozesses des Alterns gänzlich neu entstehen. Damit verbunden sind Fragen von neuen und veränderten Mobilitäten, dem Verlust oder Zugewinn von (Wohn‑)Raum oder der Verschiebung von Grenzen zwischen Öffentlichkeit und Privatheit. Der Beitrag stellt empirische Ergebnisse vor, die eingebettet sind in eine größere Studie (Dissertation) zu Alltagserfahrungen und -praktiken von älteren Menschen in Wien. Auf Basis einer qualitativen Interviewstudie und stadtethnographischer Forschung (mobile Ethnographie) diskutiert er Wohnbiographien von älteren Menschen und ihre Perspektiven auf das Zuhause und die Nachbarschaft im Zusammenhang mit dem Älterwerden.