Zwischen utopischen Realitäten und realistischen Utopien: Lehramtsstudierende als Multiplikator*innen von (Klimawandel-)Bildung entwickeln Lernsettings für eine lebenswerte Zukunftswelt in Richtung Nachhaltigkeit und reflektieren ihre Visionen

Vortrag
Sitzungstermin
Freitag (22. September 2023), 14:30–16:00
Sitzungsraum
SH 1.108
Autor*innen
Sandra Parth (Innsbruck)
Kurz­be­schreib­ung
Um von (scheinbar) unrealistischen Utopien hin zu realisierbaren Vorstellungen einer zukünftig lebenswerten Welt zu gelangen, entwickeln Lehramtsstudierende als Multiplikator*innen von (Klimawandel-)Bildung authentische Lernsettings mit Zukunftsvisionen.

Abstract

Inmitten globaler Herausforderungen wie Klimawandel, Biodiversitätsverlust und Ressourcenknappheit (Steffen et al. 2015, 737–46) variieren Zukunftsvorstellungen einer lebenswerten Welt von Mensch zu Mensch (Poller 2016, 1–240). Dabei werden Vorstellungen, die als unrealistisch und unerreichbar erscheinen, häufig als utopisch bezeichnet. Mit dem Begriff einer „Utopie“ wird meist ein fiktiver „Nicht-Ort“ in der Zukunft verstanden, der losgelöst von jeglichen menschlichen Rahmenbedingungen ist und oft als ideale Welt interpretiert wird (Bremer 2017, 7–10). Wenngleich utopische Vorstellungen als inspirierende Visionen dienen, weisen wissenschaftliche Zukunftsszenarien auf die Notwendigkeit hin, konkrete und messbare Ziele umzusetzen, um eine nachhaltige Entwicklung zu erreichen (IPCC 2021, 1–32).

Mit den 17 Nachhaltigkeitszielen und der anzustrebenden Vision einer zukünftig lebenswerten Welt (Vereinte Nationen 2015, 1–38), setzen sich hochwertige Bildung (SDG4) sowie Klimawandelbildung kritisch mit utopischen, visionären, aber vor allem realisierbaren Zukunftsvorstellungen auseinander (Deutsche UNESCO-Kommission 2017, 1–20; Stötter et al. 2016, 214–16). Um von einer (vorerst scheinbar) unrealistischen Utopie hin zu realisierbaren Vorstellungen einer zukünftig lebenswerten Welt zu gelangen, ist eine Reflexion der eigenen Wahrnehmung und Darstellung von Zukunftsvisionen unabdingbar (Welzer 2020, 1–319). Werden die Grenzen der eigenen Wahrnehmung zwischen utopischen Realitäten und realistischen Utopien kritisch beleuchtet und reflektiert (Watzlawick 2017, 1–251; Garforth 2018, 72–95), dienen die im Zuge dieses Reflexionsprozesses veränderten Zukunftsvisionen als Ausgangspunkt für weitere nachhaltige Entwicklungsprozesse – einer Multiplikation von (Klimawandel‑)Bildung.

Als Multiplikator*innen von Bildung (Parth et al. 2021, 1–14) entwickeln Lehramtsstudierende im Rahmen einer Universitätsveranstaltung für den GW-Unterricht (Sekundarstufe) ein schüler*innenzentriertes Lernsetting zum Thema „Klimawandel und Bildung“. Dabei reflektieren die Studierenden, inwieweit ihre Konzepte einen Beitrag zur Gestaltung einer nachhaltigen und lebenswerten Welt für Mitmenschen, aber auch zukünftige Generationen leisten können (utopisches Denken ist erlaubt). Mit Hilfe einer hochwertigen Klimawandelbildung und eines konstruktivistischen Lernansatzes werden Ambivalenzen zwischen Realitäten und Utopien einer lebenswerten Zukunft in Richtung Nachhaltigkeit kritisch beleuchtet und Chancen sowie Herausforderungen des entwickelten Lernsettings als plausibles Zukunftskonzept für den GW-Unterricht reflektiert. Die Lernergebnisse der Studierenden geben Einblicke in die Wahrnehmung und Darstellung unterschiedlicher Zukunftsvisionen und bilden die Diskussionsgrundlage für den Kongressbeitrag zum utopischen Denken.