Die Monsunüberschwemmungen 2020 im Ayeyarwady-Delta, Myanmar: Untersuchungen der raumzeitlichen Muster anhand von Sentinel-1 Daten
Abstract
Flussdeltas sind natürliche Sedimentationsräume in Mündungsbereichen von Flüssen, liegen zumeist an der Grenze zwischen Land und Ozean und sind damit einer Vielzahl geomorphologischer Prozesse ausgesetzt (Ibáñez et al., 2019: 24). Sie gehören zu den ökologisch und ökonomisch wichtigsten Regionen der Erde und gelten als Hotspots des Zusammenwirkens natürlicher und anthropogener Prozesse (Nicholls et al., 2020: 2-4). Zugleich erhöhen Bevölkerungswachstum und Landnutzungsveränderungen, wie sie vor allem in den südostasiatischen Megadeltas zu beobachten sind, die Vulnerabilität der Deltas gegenüber Naturgefahren wie dem ansteigenden Meeresspiegel oder Sturmfluten (Cremin et al., 2023: 16; Syvitski et al., 2009: 681). Im Gegensatz zu diesen stellen monsunbedingte Überschwemmungen in tropischen Deltas eine Naturgefahr dar, die auch küstenferne Deltabereiche betreffen kann (Anthony et al., 2019: 3-5). Die Untersuchung der überschwemmungsbezogenen Muster ist dabei essenziell für die Identifizierung von besonders gefährdeten Arealen, ein besseres Verständnis von Überschwemmungsereignissen in Raum und Zeit sowie die Entwicklung von Mitigations- und Adaptionsmaßnahmen.
Diese Arbeit setzt sich mit den Überflutungen infolge der Monsunniederschläge 2020 im Ayeyarwady-Delta (Myanmar), einem der größten Flussdeltas Südostasiens, auseinander. Die katastrophalen Ausmaße von Ereignissen der jüngeren Vergangenheit zeigen den Bedarf derartiger Untersuchungen, die dazu dienen besonders anfällige Gebiete zu identifizieren. 2008 betraf der tropische Zyklon Nargis über 2 Millionen Menschen und verursachte über 138.000 Todesfälle (Fritz et al., 2009: 448), während 2015 landesweit mehr als 9 Millionen Menschen von der Kombination außergewöhnlich intensiver Monsunniederschläge und Zyklon Komen betroffen wurden, infolgedessen wirtschaftliche Schäden in Milliardenhöhe entstanden (Brakenridge et al., 2017: 104).
Vor dem Hintergrund des Niederschlags- und Abflussgeschehens wurden die Überschwemmungen infolge des Monsuns 2020 mithilfe von Sentinel-1 Radarfernerkundungsdaten in ausgewählten Zeitabständen identifiziert und ihre raumzeitliche Ausbreitung dokumentiert. Hier zeigen die Ergebnisse, dass sich die Überschwemmungsmuster während des Monsuns innerhalb des Deltas grundsätzlich verändern. Während im Juni vor allem die Küstenbereiche betroffen waren, konzentrieren sich die Überschwemmungsflächen von Juli bis September küstenferner am Hauptarm sowie am westlichsten Mündungsarm des Ayeyarwady. Darüber hinaus erlaubt der Vergleich mit den Monsunüberschwemmungen von 2015 Rückschlüsse auf besonders gefährdete Areale im Delta. Unter dem Einfluss von intensiven Niederschlägen sowie Zyklon Komen, welcher nördlich des Deltas auf Land traf, kann man ebenso beobachten, dass sich die Überschwemmungsmuster im Verlauf der Monsunzeit von küstennahen Arealen ins Landesinnere verschieben, wobei deren flächenmäßige Ausdehnung fast doppelt so groß war wie in 2020.