Transformation städtischer Ernährungssysteme: Analyse des Ernährungsnetzwerks der Stadt Dortmund

Poster
Sitzungstermin
Freitag (22. September 2023), 11:00–12:30
Sitzungsraum
SH 0.105
Autor*innen
Melissa Leimkühler (ILS)
Kurz­be­schreib­ung
Die Transformation städtischer Ernährungssysteme wird durch die Zusammenarbeit von Zivilgesellschaft und Stadtpolitik gesteuert. Dabei ist es von großer Bedeutung, die Akteure im Ernährungsnetzwerk und deren Dynamiken sichtbar zu machen. Mithilfe der Net-Map Methode wurde das Akteursnetzwerk der Stadt Dortmund analysiert, um die Rollen sowie Beziehungsdynamiken zu verstehen und daraus resultierende Herausforderungen und Potentiale für ein nachhaltiges Ernährungssystem in der Stadt zu erfassen.
Schlag­wörter
Stadt, Ernährungssystem, Ernährungsnetzwerk, Net-Map

Abstract

Das Produzieren und Konsumieren von Lebensmitteln findet in der heutigen Zeit im Rahmen eines globalisierten Ernährungssystems statt. Wo ursprünglich die Abläufe und Handlungen von Verbraucher*innen und Produzent*innen miteinander verflochten waren und eine starke Wechselbeziehung bestand, sind globale Lebensmittelmärkte heute durch eine hohe Anonymität gekennzeichnet. Das hat auch negative Auswirkungen auf die Umwelt und den Menschen. Auch in Deutschland setzt sich die Zivilgesellschaft mit einer lokal orientierten Ernährungsbewegung immer häufiger für eine nachhaltige und lokale Lebensmittelversorgung ein.

In der Arbeit wurde das Ernährungsnetzwerk der Stadt Dortmund analysiert, welches an der Transformation des städtischen Ernährungssystems beteiligt ist. Dafür wurde der Fokus auf die alternativen Initiativen gelegt, die als Treiber der Ernährungsbewegung identifiziert wurden. Für die Net-Map-Erhebung wurden aus den im Ernährungssystem relevanten Akteursgruppen Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Stadtverwaltung jeweils zwei Schlüsselpersonen interviewt.

Mithilfe der Netmap-Methode wurden die Rollen und Beziehungsmuster im Akteursnetzwerk identifiziert sowie Stärken und Hemmnisse, die sich aus den Beziehungen ableiten lassen, erfasst. In einer anschließenden Gruppendiskussion wurden die finalen Netzwerkkarten debattiert. Aufbauend auf den Resultaten wurden Stärken und Schwächen im aktuellen Netzwerk sowie Lösungsansätze anhand einer SWOT-Analyse erarbeitet.

Deutlich wurde aus den Ergebnissen, dass das städtische Ernährungssystem in Dortmund signifikant durch die Zusammenarbeit von Zivilgesellschaft und Stadtpolitik gesteuert wird. Generell ist die Integration des Querschnittsthemas „Ernährung“ in der kommunalen Politik eine Voraussetzung, um Bottom-up und Top-down-Prozesse zusammenzubringen. Zudem spielt die Bündelung der Zivilgesellschaft eine entscheidende Rolle, um das Wirken einzelner Akteure zu stärken, deren Interessen sichtbar zu machen und dadurch einen größeren Einfluss bei der Transformation städtischer Ernährungssysteme zu erreichen.

Des Weiteren wird aus der Untersuchung die zentrale Rolle des Ernährungsrats und sein großes Potenzial für die Vernetzung der ernährungsrelevanten Akteure in Dortmund deutlich. Ergänzend werden Schlüsselfaktoren zur Stärkung des städtischen Ernährungsnetzwerks in Dortmund aufgezeigt, wobei Aspekte der Koordination, Finanzierung, politischer Teilhabe, Sichtbarkeit und Vernetzung besonders hervorzuheben sind. Die vorliegende Arbeit leistet damit einen Beitrag zur Transformations‑, Stadt- und Ernährungsforschung. Sie bietet Einblicke in Akteursdynamiken eines Ernährungsnetzwerks und zeigt Ansatzpunkte auf, mit denen das Ernährungsnetzwerk gefördert und die Transformation städtischer Ernährungssysteme gestärkt werden kann.