Abolitionist Futures: Abolitionistische Theorie und präfigurative Praktiken zur Herstellung von intersektional gerechten und sozial-ökologischen Zukünften

Fachsitzung
JKG
Workshop
Sitzungs-ID
JU-617
Termin
Donnerstag (21. September 2023), 16:30–18:00
Raum
SH 1.101
Sitzungsleitung
Gloria NA (Hochschule für Gesellschaftsgestaltung)
Kurz­be­schreib­ung
Was ist das Potential abolitionistischer Bewegungen zur Überwindung gewaltvoller Gegenwarten? Und welche Antworten bieten abolitionistische Theorien und Praktiken auf der Suche nach intersektional gerechten und sozial-ökologischen Zukünften an?

Abstract der Sitzung

Am 25. Mai 2020 wird der Schwarze US-Amerikaner George Perry Floyd Jr. durch Polizeigewalt in Minneapolis getötet. Die Black Lives Matter Proteste wurden zur größten transnationalen antirassistischen Bewegung der Geschichte. Diese prangerten den institutionellen Rassismus und rassistische Polizeigewalt an. Parallel tauchten in der öffentlichen Debatte Forderungen nach der Abschaffung („Abolition“) polizeilicher Institutionen auf.

Abolitionismus ist ein Überbegriff für die Überwindung jeglicher Formen von Staatsgewalt, wie z. B. Polizeien, Gefängnisse oder Grenzregime. Abolitionistische Kämpfe der Gegenwart schließen an die gleichnamigen historischen Kämpfe zur Abschaffung der Versklavung an. Abolitionismus steht dabei in der Tradition postkolonialer, Schwarzer Feminismen und der Black Radical Tradition. Abolitionistische Forderungen öffnen umfassende Imaginationsräume anderer Welten. Die abolitionistische Geografin Ruth Wilson Gilmore macht die Dimension dessen deutlich: „Abolitionismus setzt voraus, dass wir eine Sache ändern, nämlich alles.“. Abolitionistische Imaginationen zeichnen Visionen umfassender gesellschaftlicher Transformationen in intersektional gerechte, dekoloniale und ökologisch nachhaltige Zukünfte auf. Abolitionistische Praktiken werden dabei nicht ausschließlich in der Zukunft verortet, sondern bereits gegenwärtig, insbesondere in marginalisierten Communities, gelebt und präfigurativ umgesetzt.

2022 ist der Reader “Abolitionismus” von Vanessa E. Thompson und Daniel Loick herausgegeben worden, wodurch zentrale abolitionistische Texte erstmals in deutscher Übersetzung vorliegen. In dieser Session werden die zentralen Theorien des Readers vorgestellt. Anschließend wollen wir uns über das Potential abolitionistischer Bewegungen zur Überwindung gegenwärtiger kritischer Zustände austauschen und schauen, welche Antworten abolitionistische Theorien und Praktiken auf der Suche nach intersektional gerechten und sozial-ökologischen Zukünften anbieten.