Die Zukunft der Geographischen Landeskunde? Regionalgeographische Beiträge in den Area Studies

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Leitung
Patrick Reitinger (Leibniz-Institut für Länderkunde (IfL))
Tobit Nauheim (Rheinische Friedrich Wilhelms Universität Bonn)
Referenz
82961
Kurz­be­schreib­ung
Die Fachsitzung nähert sich der Frage, ob die Arbeit von Geograph:innen im Kontext der Area Studies als Fortentwicklung regionalgeographischer Ansätze in der Traditionslinie der Geographischen Landeskunde betrachtet werden können. Die Vorträge geben Einblicke in die theoretischen, methodisch-methodologischen und empirischen Perspektiven von Geograph:innen in den Area Studies und diskutieren mögliche Zukunftsperspektiven für regionalgeographische und geographisch-landeskundliche Fragestellungen in transdisziplinären Forschungsfeldern.

Landeskunde ist neben Länderkunde und Kulturlandschaft einer der zentralen Begriffe, der “nach Kiel” zunächst bekämpft und dann vor allem ignoriert wurde. Mindestens drei Entwicklungen aus den ersten beiden Jahrzehnten des 21. Jahrhunderts zeigen jedoch, dass die Beschäftigung mit landeskundlichen Forschungsperspektiven längst die aus der Zeit “vor Kiel” stammenden Traditionen hinter sich gelassen hat. Cultural und Spatial Turn haben - erstens - dazu geführt, dass auch regionalgeographische Forschungspraxis heute selbstverständlich mit den Theorien- und Methodenangeboten umgeht, die den Raumessentialismus beiseitelassen und Konstruktivismen unterschiedlicher Ausprägung berücksichtigen. Für die ebenso stark kritisierte Landschaftsgeographie ist dies - zweitens - insbesondere im vergangenen Jahrzehnt bereits gelungen. Die Beschäftigung mit landschaftsgeographischen Fragestellungen ist sowohl in der Physischen Geographie als auch in der Humangeographie in einer zumal globalisierten Wissenschaftswelt rehabilitiert und in den transdisziplinären Debatten des Anthropozän eine wichtige Perspektive geworden, die neben gegenwartsbezogenen und zukunftsorientierten Untersuchungen auch den Aspekt der Historizität von Landschaften in die Debatten zurückgeführt hat. Der Schritt von der Landschaftsgeographie hinein in die Geographische Landeskunde ist konzeptionell betrachtet nicht nur aus geographiegeschichtlichen Gründen kurz. Während sich weite Teile der Hochschulgeographie von regionalgeographischen Fragestellungen verabschiedet haben, werden diese - drittens - im Kontext der Area Studies lebendig fortgeführt und weiterentwickelt. Geograph*innen mit Interesse an Regionaler Geographie arbeiten gerade in diesen interdisziplinären Forschungskontexten und beschäftigen sich dort mit konkreten Ländern in globaler Perspektive sowie mit unterschiedlichen Großräumen der Erde. In diesen Arbeitszusammenhängen sind Geograph*innen gezwungen, konzeptionelle Weiterentwicklungen ebenso aufzunehmen wie die “klassische” Haltung einer interdisziplinär offenen Forschungspositionalität, die gleichberechtigt mit sozialwissenschaftlichen, naturwissenschaftlichen und hermeneutisch-geisteswissenschaftlichen Theorien und Methoden umgeht. Die Fachsitzung möchte einen Einblick in die Vielfalt regionalgeographischer Arbeiten im Kontext der Area Studies geben und dabei der Frage nachgehen, ob diese die Tradition der Geographischen Landeskunde fortführen, aktualisieren und rehabilitieren. Sie möchte zudem danach fragen, welche Anforderungen an die Hochschulgeographie gestellt werden, um eine produktive Mitarbeit von Geograph*innen in den Area Studies zu ermöglichen. Und sie möchte schließlich aufzeigen, welchen wichtigen Beitrag Geograph*innen im Kontext der Area Studies leisten, wenn es um das Verständnis für planetare Zukünfte in kritischen Zeiten geht.

Bitte notieren Sie sich für die Beitragseinreichung zu dieser Sitzung die folgende Referenznummer:
82961
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