Kritische Militärgeographie vor dem Hintergrund der geo- und sicherheitspolitischen Zeitenwende in Deutschland

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Leitung
Bettina Bruns (Leibniz-Institut für Länderkunde (IfL))
Linda Ruppert (Albert-Ludwigs Universität Freiburg)
Referenz
82644
Kurz­be­schreib­ung
Angesichts des russischen Krieges gegen die Ukraine, der zu einer geopolitischen Neuverhandlung von Deutschlands militärischer Verteidigungsrolle in Europa geführt hat, sollen in der Session theoretische und empirische Ansätze der Kritischen Militärgeographie diskutiert werden.
Schlag­wörter

Der aktuelle russische Angriffskrieg gegen die Ukraine seit Februar 2022 hat die lange Phase des historisch begründeten bundesdeutschen Pazifismus ins Wanken gebracht und die Bedeutung von militärischer Verteidigung neu definiert. Das Sondervermögen über 100 Milliarden Euro für die Bundeswehr, die angekündigte Erfüllung des NATO-Zwei-Prozent-Ziels und die geplante Aufrüstung und Truppenvergrößerung, all diese Schritte unterstreichen die sich wandelnde sicherheitspolitische Rolle Deutschlands als NATO-Bündnispartner im Rahmen des „Zeitenwende“-Diskurses. Deutschland befindet sich aktuell in einer geopolitischen Neuaushandlung seiner Position als sicherheitspolitische Macht an sich, innerhalb Europas, sowie innerhalb des NATO-Bündnisses.

Angesichts dieser Entwicklungen fällt die kaum vorhandene sozialwissenschaftliche Beschäftigung mit militärischen Prozessen, Praktiken und Akteuren mit Bezug auf Deutschland auf (Klinke 2019; Stengel 2020; Leonhard 2017). Auch in der deutschsprachigen Geographie hat eine kritische Auseinandersetzung mit militärischen Themen bislang kaum stattgefunden (Bruns 2022; Ruppert 2022). Das Ziel dieser Session ist es, vor dem Hintergrund der sich verschärfenden geopolitischen Situation und Neuaushandlung des geopolitischen Spielfeldes diese Lücke anhand der Diskussion von Beiträgen aus der Kritischen Militärgeographie und „critical geopolitics“ zu verkleinern und ihren Mehrwert deutlich zu machen: Indem sich Kritische Militärgeographie mit der Rolle des Militärs in der Gesellschaft, bestehenden Machtverhältnissen zwischen zivilen und militärischen Institutionen, Verräumlichungen und Materialisierungen von militärischen Praktiken und deren Repräsentationen befasst (Basham 2015, Bachmann et al. 2020), lassen sich sowohl Aussagen über die territoriale Situiertheit militärischer Praktiken treffen als auch Effekte von Militarisierungen über verschiedene Skalen hinweg analysieren. Ähnlich wie die Ansätze der “critical geopolitics“ (O’Tuathail 1996; Koopman et al. 2021) und besonders der „feminist geopolitics“ (Pain, Smith 2008; Kofman, Staeheli 2004; Hyndman 2004) ermöglicht die Perspektive der Kritischen Militärgeographie den Blick auf individuelle lokale Auswirkungen großer (Geo)Politik, in diesem Falle von Militarisierungen und (supra-)staatlicher Verteidigungsstrategien (siehe auch Rech et al. 2015: 55).

Folgende Fragen können in der Paper Session diskutiert werden:

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82644
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