Kritische studentische Initiativen oder: Wie wir Hochschulen und Wissenschaft gestalten können (AK Kritische Geographie)
Abstract der Sitzung
Der Arbeitskreis Kritische Geographie kann bereits auf eine etwas längere Geschichte zurückblicken. Nach ersten erfolgreichen Bemühungen, kritische Perspektiven in der Geographie im deutschsprachigen Raum zu etablieren, über selbstorganisierte Forschungswerkstätten und lokalpolitische Aushandlungen, schien die Aufrechterhaltung des AK in den letzten Jahren – zugegebenermaßen – etwas ins Wanken geraten zu sein. Das raumzeitlich etwas schwankende Bestehen in den letzten Jahren hat sicherlich auch etwas mit den gegebenen gesellschaftlichen und universitären Verhältnissen zu tun. Die kapitalistischen bzw. neoliberalen gesellschaftlichen Bedingungen, die unser Leben prägen, und die zunehmend die Singularisierung von Subjekten fördern, stehen der Idee der Kollektivierung und damit auch studentischen Initiativen im Weg. Studieren wird zunehmend ausschließlich als Zweck und Wegbereiter der individuellen Selbstverwirklichung und des beruflichen Aufstiegs gesehen. Zusätzlich erschweren weitere strukturelle Machtverhältnisse, die Gesellschaften gliedern und Hochschulen zu exklusiven Orten machen, und gesellschaftliche Ereignisse wie die Corona-Pandemie die Gründung bzw. das Fortbestehen von studentischen Initiativen. Ein weiteres Hindernis stellt die institutionelle Organisation der Hochschulen dar – sei es durch ein nun scheinbar selbstverständliches Bologna-System, durch die Funktion der Hochschulen als ideologischer Staatsapparat oder durch eine zunehmend neoliberale Hochschulpolitik. Doch weder ein allgemeines Gefühl von Handlungsunfähigkeit noch diese äußeren politischen und sozialen Gegebenheiten sollten unserem Wunsch nach einer anderen Art von Hochschule und Gesellschaft im Wege stehen, sondern vielmehr den Mittelpunkt von Auseinandersetzungen, Wissensproduktion und Protesten bilden. Hochschulen sind nicht nur Orte der beruflichen Ausbildung, sondern eines gemeinsamen Interpretierens der Welt. Sie können mit großer Strahlkraft die bestehenden gesellschaftlichen Verhältnisse infrage stellen und zu ihrer Veränderung beitragen.
Während des JKG werden Plakate mit Fragen aushängen, die ihr beantwortet könnt und die wir in diesem Workshop auswerten werden. Inhaltlich wollen wir uns zunächst kennenlernen, die Antworten diskutieren und überlegen, wie kritische Initiativen an unseren Hochschulen aussehen könnten. Außerdem findet während der Sitzung ein kleiner Erfahrungsaustausch statt, an dem Personen aus den unterschiedlichen „Phasen” des AK Kritische Geographie teilnehmen werden. Das soll helfen, frühere Bestrebungen zu verstehen und uns in unserem zukünftigen Vorgehen inspirieren.