Energiekrise in Deutschland: Neue Geographien der Energieversorgung
Sybille Bauriedl (Europa-Universität Flensburg)
Panelist
Stephan Bosch (Universität Augsburg)
Panelist
Martina Butz (Stadtwerke Hanau)
Panelist
Thilo Wiertz (Universität Freiburg)
Panelist
Abstract
Der Klimawandel, Russlands Krieg in der Ukraine und der zögerliche Fortschritt beim Ausbau der erneuerbaren Energien stellen Deutschlands Energiewirtschaft vor große Herausforderungen. Während bei der Stromversorgung aus erneuerbaren Energien gewisse Fortschritte erzielt wurden, sind der Wärme- und der Verkehrssektor sowie die deutsche Industrie weiterhin stark von fossilen Treibstoffen abhängig. Zwar hat der Stopp der Gaslieferungen aus Russland die Suche nach Alternativen deutlich beschleunigt, doch richten sich diese nicht nur auf klimaneutrale Energieträger. Dabei drohen neue (Pfad‑)Abhängigkeiten, z.B. durch die Errichtung einer Infrastruktur für Flüssiggas-Importe oder die Erschließung neuer Lagerstätten im In- und Ausland. Der Gegensatz zwischen Wirtschafts- und Wohlstandsinteressen auf der einen und einer global gerechten Klimapolitik auf der anderen Seite stellt sowohl zeitlich als auch räumlich ein Dilemma dar. So müssen in der Energiepolitik kurz- und mittelfristige nationale Interessen einer sicheren und preisgünstigen Energieversorgung mit den langfristigen Folgen des weltweiten Klimawandels abgewogen werden.
In der Sitzung wollen wir mit Expert*innen aus verschiedenen Bereichen der Geographie sowie einer Expertin aus der Energiewirtschaft darüber diskutieren, welche neuen Geographien der Energieversorgung vor diesem Hintergrund denkbar, wünschenswert und/oder bereits im Entstehen sind. Welche räumlichen Auswirkungen hatte die Energie(preis)krise seit dem russischen Angriff auf die Ukraine? Wie kann der Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland möglichst schnell und effizient fortgesetzt werden? Unter welchen Bedingungen kann der Ausstieg aus fossilen Energieträgern gelingen? Welche Bedeutung soll dabei (grüner) Wasserstoff als Energieträger haben? Wie verändern sich die Geographien der Energieversorgung im Allgemeinen und der grenzüberschreitenden Energielieferungen im Besonderen? Welche Governance-Akteure und -Strukturen sind geeignet, die deutsche Energiewende weiter voranzutreiben und den Import von (welchen?) Energieträgern zu koordinieren? Und inwiefern kann die Geographie als Disziplin zur Bewältigung der Energiekrise in Deutschland beitragen?