Umkämpfte Zukünfte: Reproduktionskämpfe in der Stadt

Panel
Sonderveranstaltung
Sitzungs-ID
SV-121
Termin
Donnerstag (21. September 2023), 11:00–12:30
Raum
SH 2.105
Sitzungsleitung
Eva Kuschinski (HCU Hamburg)
Martin Sarnow (Christian-Albrechts-Universität zu Kiel)
Kurz­be­schreib­ung
Im Panel wird der Zusammenhang zwischen kapitalistischen Urbanisierungsprozessen und Kämpfen in der Sphäre der Sozialen Reproduktion sowie die Relevanz von Reproduktionskämpfen für zukünftige urban-politische Transformationen untersucht.

Sarah Uhlmann (Universität Jena)

Die soziale Reproduktion als Terrain sozialer Bewegungen?

Leon Rosa Reichle (Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft)

Spatiotemporal composition: Politische Subjektivierung als gesellschaftliche Reproduktion

Eva Kuschinski (HCU Hamburg)

Soziale Reproduktion und Widersprüche in der Wohnungspolitik: Wie sich die Wohnungsfrage für Frauenhausbewohnerinnen* in Hamburg stellt

Martin Sarnow (Christian-Albrechts-Universität zu Kiel)

Rekonfiguration der sozialen Reproduktion und umkämpfte Raumproduktion in Barcelona

Abstract

Die „Krise der Reproduktion“ (Fraser 2016) ist seit geraumer Zeit Gegenstand von feministisch-materialistischen Debatten um Soziale Reproduktion (SR), die etwa Fragen nach dem Verhältnis von Kapitalakkumulation und SR, Geschlechterverhältnissen und SR oder Reproduktionskämpfe in den Blick nehmen. Gleichzeitig haben sich diese Reproduktionskämpfe hauptsächlich im urbanen Raum entfaltet. In den letzten Jahren kam es weltweit in zahlreichen Städten zu Protesten und Bewegungen gegen teure Mieten und Zwangsräumungen, gegen Kürzungspolitiken im sozialen Bereich oder mangelnde soziale Infrastrukturen. Im Panel möchten wir zum einen den Zusammenhang zwischen kapitalistischen Urbanisierungs- bzw. Stadtentwicklungsprozessen und Kämpfen in der Sphäre der Sozialen Reproduktion untersuchen und zum anderen die Frage nach der Relevanz von Reproduktionskämpfen für zukünftige urban-politische Transformationen beantworten. Die jeweiligen Zusammenhänge sollen theoretisch gefasst und empirisch untersucht werden.

Ziel des Panels ist es, die sozialen Verhältnisse der kapitalistischen Urbanisierung und der SR stärker in Relation zu setzen. Damit einhergehend soll zwischen makrotheoretischen Erklärungsansätzen und alltäglichen Erfahrungen sowie damit zusammenhängenden Strukturen, Praxen, Imaginationen und Subjektivierungsweisen vermittelt werden. Durch die unterschiedlichen Panel-Beiträge, die solcher analytischen Schwerpunktsetzung folgen, soll auch der Blick für Abweichungen, Widerstand und die Umkämpftheit urbaner Raumproduktion geöffnet werden.

Folgende Leitfragen dienen dafür als Orientierung:

Wie hängen ökonomische (Überakkumulations‑)Krisen und räumliche Krisenlösungsstrategien mit Krisen in der Sphäre der SR zusammen? Wie schlägt sich dieser Zusammenhang im urbanen Raum nieder?

Inwiefern können soziale Kämpfe im Bereich der SR als Klassenkämpfe gefasst werden? Was sagen diese Kämpfe über die Zusammensetzung von Klassen aus?

Wie haben sich urbane Proteste im Bereich der SR entwickelt (Themen, Aktionsformen, Zusammensetzung)?

Welchen Einfluss haben Reproduktionskämpfe auf Urbanisierungsprozesse und welche potenziale und Limitierungen erfahren die Kämpfe mit Blick auf eine zukünftige politische Transformation?

Welche Rolle spielen Institutionalisierung und Staatlichkeit bei Reproduktionskämpfen in der Stadt? Insbesondere im Hinblick auf die Bereitstellung sozialer Infrastruktur und im Spannungsverhältnis zu Momenten der Selbstorganisierung und -bestimmung sozialer Bewegungen.

Unter dieser Klammer möchte das Panel eine stärkere gemeinsame Diskussion ermöglichen. Entlang von fünf Impulsreferaten (­à 10 min.) und anschließenden Diskussionsrunden wird sich aus unterschiedlichen Blickwinkeln dem Thema genähert, um in einer spiralförmigen Bewegung die Diskussion vom Abstrakten ins Konkrete zu führen.