Alpine Energielandschaften in der Steiermark: Einblicke in die Räumlichkeit der Energiewende aus der Planungspraxis
Abstract
Der Ausbau erneuerbarer Energien ist zum zentralen planerischen Handlungsfeld der Energiewende geworden. Die Notwendigkeit der Transformation des Energiesystems in Richtung einer nachhaltigen Steigerung der Strom- und Wärmeproduktion aus erneuerbaren Energieträgern (v.a. Wind, Wasser und Sonne) ist in politisch beschlossenen und rechtlich verbindlichen Zielwerten explizit verankert. So wurde in Österreich im Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) ein verbindlicher Ausbaupfad bis 2030 auf Bundesebene festgeschrieben.
Werden die energietechnischen Ausbauziele aus einer räumlichen Perspektive betrachtet, so wird rasch klar: die Energiewende benötigt „Raum“ (vgl. Gailing 2022). Das zukünftige dezentrale Muster der erneuerbaren Energieerzeugung korreliert mit der Erforderlichkeit geeigneter Flächen- und Standortpotentiale im lokalen und regionalen Kontext. Der räumlichen Planung kommt die Aufgabe zu, diese Flächen und Standorte entsprechend zu sichern, um damit sowohl den weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien zu forcieren als auch über eine integrative Steuerung Nutzungskonflikte zu minimieren (vgl. ARL 2022).
Gerade im Alpenraum sind diese Konflikte vielfältig: intensive Flächennutzungskonkurrenzen in den Talräumen sowie die landschaftlichen und ökologischen Charakteristika der Gebirgsräume bringen zahlreiche Herausforderungen für eine nachhaltige Raumentwicklung im Feld der erneuerbaren Energien mit sich, beispielsweise wenn es um die Errichtung von Windkraftanlagen geht (vgl. Lieb 2018).
Der Beitrag soll einen Einblick in die Planungspraxis in Bezug auf erneuerbare Energien im österreichischen Bundesland Steiermark geben. Aus Sicht der Raumordnung werden überörtliche Maßnahmen zur Steuerung des Ausbaus der Wind- und Solarenergie vorgestellt und diskutiert. Dies umfasst insbesondere Planungsinstrumente der Landesplanung. Daneben erfolgt eine Thematisierung von Governance-Strukturen, Akteurskonstellationen und planungsrechtlichen Rahmenbedingungen. Der Beitrag will Steuerungskonzepte, welche in der Steiermark Anwendung finden, erläutern und diese unter Berücksichtigung der raumstrukturellen Gegebenheiten anhand von Beispielen aus der Planungspraxis zur Diskussion stellen. Hierbei lassen sich Erfolgsfaktoren ausmachen, zugleich aber auch Herausforderungen für die Gestaltung zukünftiger „Energielandschaften“ in den alpinen Räumen der Steiermark identifizieren. Im Zuge der Fokussierung auf Windkraft und Freiflächen-Photovoltaik werden diese Herausforderungen anhand einzelner Konfliktfelder (Natur- und Landschaftsschutz (vgl. WSL 2022), Akzeptanz in der Bevölkerung (vgl. Von Streit 2021), Landwirtschaft) thematisiert.
Darüber hinaus wird ein kurzer Überblick über aktuelle Entwicklungen im Bereich der planerischen Steuerung erneuerbarer Energien in anderen österreichischen Bundesländern gegeben sowie auf Veränderungen relevanter bundesgesetzlicher Bestimmungen eingegangen.