Auf den Hund gekommen: Homo homini canis est.
Abstract
Der Hund gilt als bester Freund des Menschen und die Liebe zu Hunden wird in Deutschland immer stärker. So ist der Bestand an Hunden und Katzen in den vergangenen 20 Jahren stark angestiegen, die Anzahl der Hunde hat sich in Deutschland von 5,5 Mio. (2005) auf 9,2 Mio. (2017) nahezu verdoppelt. In der Corona-Zeit hat sich dieser Anstieg nochmals beschleunigt. Inzwischen leben fast 12 Mio. Hunde in Deutschland, 87 Mio. in Europa.
Hunde sind seit je her Gefährten des Menschen und erfüllen als Schutz- oder Begleithund wichtige Funktionen. Doch im Kontext der ökologischen Krise gilt zunehmend das Augenmerk der Klimabilanz von Fleischfressern, denn große Menge proteinhaltigen Futters führen zu einem erheblichen ökologischen Fußabdruck. Darüber hinaus stören (freilaufende) Hunde auch Wildtiere; Hund hinterlassen große Nährstoffmengen, wie Stickstoff und Phosphate in der Natur. In diesem Fall ist der „Düngemitteleintrag“ besonders für nährstoffarme Schutzgebiet ziemlich schädlich und torpediert Naturschutzbemühungen. Denn selbst wenn die Feststoffe im Plastikbeutel eingesammelt werden sollte, verbleibt das Flüssige im Boden. Eine zu hohe Stickstoffbelastung hat gravierende Auswirkungen auf Ökosysteme, die biologische Vielfalt nimmt ab, der Stickstoff belastet als Nitrat das Grundwasser und ein Nährstoffüberschuss führt zu einer Eutrophierung von Gewässern.
Hinzu kommen gesellschaftliche Entwicklungen:
- authentische Naturerfahrung geht zurück, was sich in einer drastisch gesunkenen Artenkenntnis zeigt; Naturerfahrung wird jedoch zunehmend über Haustiere simuliert.
- die Anzahl der Singlehaushalte steigt stetig an; zwischen 1991 und 2019 von 34% auf 42%. Singlehaushalte haben, verglichen mit einem Mehrfamilienhaushalt einen höheren Bedarf an Wohnfläche, Energie und auch beim Essen sind kleinere Portionen weniger effizient zubereiten als größere oder produzieren beim Einkauf mehr Verpackungsmüll. D.h. der Ressourcenverbrauch ist deutlich höher als in einem Mehrfamilienhaushalt. Ohne, dass hier eine unmittelbare Kausalität zum Anstieg an Haustieren dargelegt werden soll, ist eine gewisse Plausibilität gegeben, da mehr als ein Drittel der Alleinlebenden ein Haustier besitzen. Tiere werden zum Sozialpartner, helfen beim Entspannen, beim Ablenken und Spielen und sie kritisieren nicht. Es kann Macht über sie ausgeübt werden, ohne dass das eigene Selbst hinterfragt werden muss; einer Gesellschaft in Vereinzelung mit deutlich narzisstischen Tendenzen kommt diese Entwicklung entgegen.
Nun, was geschieht in einer Gesellschaft, die sich vereinzelt, sich mit Hunden (und anderen Haustieren) tröstet und gleichzeitig authentische Naturerfahrung zunehmend verliert? Die negativen ökologischen Folgen sind evident. Doch wie lassen sich hier schädliche Entwicklungstendenzen einhegen? Es werden Möglichkeiten aufgezeigt, die ein nachhaltiges Miteinander von Mensch und Mitwelt eröffnen.