Auf sicherem Weg durch die Hitze: Hitzeanpassung für vulnerable Bevölkerungsgruppen in Heidelberg (HEAL)

Vortrag
Sitzungstermin
Donnerstag (21. September 2023), 18:15–19:45
Sitzungsraum
SH 3.101
Autor*innen
Kathrin Foshag (Universität Heidelberg)
Johannes Fürle (Universität Heidelberg)
Sven Lautenbach (Universität Heidelberg)
Nicole Aeschbach (Universität Heidelberg)
Kurz­be­schreib­ung
Um das Alltagsleben und die Mobilität in der Stadt auch während Hitzeereignissen sicherzustellen, ist es wichtig, sowohl stadtplanerisch tätig zu werden, als auch individuelle Anpassungsstrategien zu unterstützen. Mit diesen Herausforderungen befasst sich das Projekt HEAL.

Abstract

Wo in der Stadt Heidelberg ist es besonders heiß und wie wirken sich lokale Hitzebelastungen auf vulnerable Personengruppen aus? Ziel des Projekts HEAL (Hitzeanpassung für vulnerable Bevölkerungsgruppen) ist es, die Wissensbasis über die Auswirkungen von Hitzeereignissen auf die menschliche Gesundheit zu erweitern, anhand der Auswertung von Sensordaten und Indikatoren individuelle Anpassungsstrategien zu beforschen sowie gemeinsam mit der Stadtverwaltung hitzemindernde Maßnahmen zu entwickeln. Der Beitrag gibt Einblicke in erste Ergebnisse zur Verortung von Hitze-Hotspots, der Auswertung von Sensordaten sowie zur Reflexion des inter- und transdisziplinären Methodenset.

Sommer werden immer wärmer, Hitzewellen halten länger an und treten häufiger auf: Der anthropogen verursachte Klimawandel führt zu einer Zunahme der Häufigkeit, Dauer und Intensität von Hitzeperioden. In urbanen Räumen ist die Hitzebelastung durch deren Charakteristika und dem daraus resultierenden Wärmeinseleffekt zusätzlich verstärkt. Hitze stellt für den menschlichen Körper eine Belastung dar, die zu gesundheitlichen Problemen bis hin zu hitzebedingter Mortalität führen kann. Vulnerable Gruppen wie Schwangere, Kleinkinder, ältere und kranke Menschen sind besonders betroffen. Zusätzlich werden, bei fehlenden Hitzeanpassungsmaßnahmen im öffentlichen Raum, die Aufenthaltsqualität und das Wohlbefinden stark gemindert. Mithilfe einer App zum hitzevermeidenden Routing soll insbesondere Risikogruppen eine hitzeangepasste Mobilität im Alltag ermöglicht werden. Um die Bedürfnisse der Zielgruppen differenziert zu erfassen und die Wirksamkeit und Umsetzbarkeit der Maßnahmen zu erhöhen, kombiniert das Projektteam Methoden der Geoinformatik mit transdisziplinären Ansätzen. Das hitzevermeidende Routing berücksichtigt Schattenwurf von Gebäuden und Vegetation sowie Sensordaten im Stadtgebiet von Heidelberg. Um die Hitzestressbelastung für die nähere Zukunft räumlich explizit vorherzusagen wird ein integriertes Hitzestressmodell genutzt. Darüber lässt sich in der App ein zeitabhängiges hitzevermeidendes Routing implementieren.

Die Entwicklung von praxistauglichen und an die individuellen Bedürfnisse der jeweiligen Zielgruppen angepassten Handlungsempfehlungen erfolgt im partizipativen Design (Integration von Stakeholdern aus Stadtverwaltung und Stadtgesellschaft). HEAL unterstützt und begleitet damit aktiv die kommunalen Hitzeschutzaktivitäten der Stadt Heidelberg, die im Herbst 2023 ihren Hitzeaktionsplan, unter anderem auf Basis erster Ergebnisse aus dem Projekt, veröffentlichte. Die Studie soll darüber hinaus als Good-Practice-Beispiel für andere Städte übertragbar gemacht werden.