Aufgabenstellungen zum kritischen Denken: Deutschland (NRW) und die Niederlande im Vergleich

Vortrag
Sitzungstermin
Donnerstag (21. September 2023), 11:00–12:30
Sitzungsraum
SH 0.105
Autor*innen
Uwe Krause (Fontys University of Applied Sciences)
Tine Béneker (Utrecht University)
Kurz­be­schreib­ung
Die Art der Aufgaben spielt eine zentrale Rolle bei der Entwicklung kritischen Denkens. Sowohl Curriculum-Kontexte als auch Unterschiede bei Lehrer*innen beeinflussen den Aufgabeneinsatz zur Förderung kritischen Denkens.
Schlag­wörter
Curriculum-Kontext, Aufgabenstellung, Higher Order Thinking, Teaching Orientation

Abstract

In der niederländischen Fachdidaktik wird kritischem Denken in Anlehnung an die angelsächsische Debatte um Powerful Knowledge eine große Bedeutung beigemessen, da es die Teilnahme an gesellschaftlichen Debatten ermöglicht (Béneker 2018, 11). Aufgaben spielen eine zentrale Rolle in der Schulung kritischen Denkens, das sie neben vielen anderen Unterrichtsfunktionen auch die Progression bei Denkprozessen in Richtung von Higher Order Thinking (HOT) steuern (Krause, Budke & Maier 2021, 2-9). Welche Aufgaben eingesetzt werden, hängt aber nicht nur ab von den Zielvorstellungen die Lehrer*innen mit gutem Geographieunterricht verbinden sondern auch vom Curriculum-Kontext, in dem sie arbeiten: trotz ähnlicher Teaching Orientation setzen deutsche Lehrer*innen mehr HOT-Aufgaben ein als ihre niederländischen Kolleg*innen, und kommen diese Aufgaben auch häufiger in deutschen Schulbüchern vor (Krause et al. 2017, 248-254). Die Gestaltung des Curriculum-Kontexts, und hier vor allem des Zentralabiturs, bietet teilweise eine Erklärung für diese Unterschiede (Krause et al. 2021, 11-12). Zwecks näherer Erforschung ihrer Motive wurden 30 niederländische und 20 deutsche (NRW) Geographielehrer*innen zum Aufgabeneinsatz beim Thema Global Food Issue interviewt. Zudem wurde eine Gruppe von niederländischen Lehrer*innen, die im Rahmen eines Projektes zu komplexen Aufgabenstellungen (übersetzte) Aufgaben von Hoffmann (2021) einsetzte, zu ihren Erfahrungen befragt. In diesem Vortrag möchten wir anhand der Ergebnisse einerseits besprechen, welche Faktoren den Einsatz von Aufgaben zur Förderung kritischen Denkens beeinflussen (Unterschiede zwischen Kontexten und Lehrer*innen), und andererseits erörtern, zu welchen Erfahrungen komplexe Aufgaben aus einem anderen Curriculum-Kontext führen.

Béneker, Tine. 2018. Powerful knowledge in geography education. Inaugural lecture given by Tine Béneker at the acceptance of the position of professor of Geography & Education, at the Faculty of Geosciences, Utrecht University, at October 16th 2018. Utrecht: Universiteit Utrecht. https://www.uu.nl/sites/default/files/20190319-inaugural_lecture-tine_beneker.pdf

Hoffmann, Karl. 2021. Lernaufgaben im Geographieunterricht. Sieben Phasen zur Schüleraktivierung. Braunschweig: Westermann.

Krause, Uwe, Alexandra Budke und Veit Maier. 2021. «Understanding of Developing and Setting Tasks in Geography Lessons by German and Dutch Student Teachers.» Education Sciences 11(2):63. doi:10.3390/educsci110200 63

Krause, Uwe, Tine Béneker, Jan van Tartwijk und Veit Maier. 2021. «Curriculum Contexts, Recontextualisation and Attention for Higher Order Thinking.» London Review of Education 19 (1): 1–17. doi: 10.14324/lre.19.1.24

Krause, Uwe, Tine Béneker, Jan van Tartwijk, Anke Uhlenwinkel und Sanne Bolhuis. 2017. «How do the German and Dutch Curriculum Contexts influence (the Use of) Geography Textbooks?» Review of International Geographical Education Online 7(3): 235- 263.