Kritisches Denken im Geographieunterricht

Fachsitzung
Sitzungs-ID
FS-353
Termin
Donnerstag (21. September 2023), 11:00–12:30
Raum
SH 0.105
Sitzungsleitung
Karl Walter Hoffmann (Studienseminar für das Lehramt an Gymnasien, Speyer)
Andreas Eberth (Universität Passau)
Kurz­be­schreib­ung
In der Sitzung werden Möglichkeiten zur Schulung kritischen Denkens aus geographiedidaktischer Perspektive vorgestellt und diskutiert.
Schlag­wörter
Geographische Bildung, Geographieunterricht
Jolina Ulbricht (MLU Halle-Wittenberg)
Maja Schachner (MLU Halle-Wittenberg)
Sauro Civitillo (Utrech University)
Linda Juang (Universität Potsdam)
Die Vorbereitung von Lehramtsstudierenden auf einen kultursensiblen Unterricht durch die kritische Reflexion über Privilegien und Benachteiligungen
Uwe Krause (Fontys University of Applied Sciences)
Tine Béneker (Utrecht University)
Aufgabenstellungen zum kritischen Denken: Deutschland (NRW) und die Niederlande im Vergleich

Abstract der Sitzung

Kritisches Denken als didaktisches Prinzip geht auf Ansätze des critical thinking im angelsächsischen Bildungssystem zurück und meint „ein sorgfältiges und zielgerichtetes Überlegen. Man könnte es auch ein reflektierendes, rationales und aufgeklärtes Denken nennen“ (Pfister, 2020: 7). Die Bedeutung kritischen Denkens liegt darin, dass es „ein zentraler Aspekt von einer selbstständigen und selbstbestimmten Persönlichkeit“ (ebd.) ist und eine wichtige Grundlage bildet „dass wir unsere Bürgerrechte wahrnehmen und unsere Bürgerpflicht in einer Demokratie erfüllen können“ (ebd.). Es geht damit die Fähigkeit einher, nach bestimmten Maßstäben, also prüfend und überlegend, urteilen zu können (vgl. ebd.: 13). Dabei geht es im Geographieunterricht auch um das Aufspüren verinnerlichter vermeintlicher Selbstverständlichkeiten. Unterricht muss daher reflektiert den denk- und handlungsleitenden Rahmen kontextualisieren und ggf. dekonstruieren – in der Absicht zu Tatsachen hinzuführen (vgl. Gudat, 2020: 34). Bildung sollte es demnach „Subjekten ermöglichen, Unordentlichkeit und Irritation zu ertragen“ (Castro Varela & Heinemann 2016). Die Intention gelingenden Unterrichts liegt sodann darin, „das Individuum immer wieder zur Überschreitung seiner räumlichen und zeitlichen Fixierung, seiner bisherigen Gewissheiten in der Einfädelung zum Inhalt, zum Gegenstand […] zu ermutigen“ (Dickel, 2011: 20). Wie Burkhard (2020: 73) erläutert, zeigen Metastudien, dass kritisches Denken dann am erfolgreichsten geschult werden kann, wenn es sowohl explizit unterrichtet als auch an konkreten fachlichen Inhalten angewendet wird. Kritisch denken lernen schließt insofern (inhaltsbasierte) kognitive Fähigkeiten und eine (sich aufbauende) kritische Grundhaltung mit ein. Auf Seiten der Lernenden geht es vor allem darum konturiert zu denken, komplexe Fragen zu stellen und dann selbstreflexiv zu bearbeiten, um eigene unbewusste Vorannahmen zu erkennen und diese in die Auseinandersetzung mit komplexen Lerngegenständen miteinbeziehen zu können.

Neben vielen anderen Möglichkeiten kann eine Orientierung am Schema der siebenphasigen Lernlinie (Hoffmann 2021) hilfreich sein. Entlang dieser mehrphasigen Lernaufgabe kann ein Aneignungsprozess auf Seite der Lernenden zur Anbahnung und Förderung kritischen Denkens angeboten und illustriert werden.

In der geplanten Session sollen in bis zu vier Vorträgen Möglichkeiten zur Schulung kritischen Denkens aus geographiedidaktischer Perspektive vorgestellt und diskutiert werden. Dabei steht die Session ebenso forschungsorientierten Beiträgen wie auch Beiträgen aus dem Bereich einer reflektieren Unterrichtspraxis offen.