Augmented Reality in der geographischen Bildung: Forschungsstand, Potentiale und Herausforderungen
Abstract
Augmented Reality (AR) als mobile Bildungstechnologie kann als „inherently geographical“ (Prietsnall 2021, 155) bezeichnet werden, da dreidimensionale Perspektiven auf abstrakte Phänomene im Klassenzimmer digital ermöglicht und multimedialen Inhalte direkt mit konkreten Räumen verknüpft werden können. Dennoch fehlt für den Geographieunterricht eine Analyse mobiler AR-Lernanwendungen, obwohl verschiedene Reviews (Garzon 2021; Gomez Garcia et al. 2020) aus dem Bildungsbereich positive Effekte auf affektive und kognitive Variablen nachgewiesen haben. Das systematische Review füllt diese Lücke, analysiert den „state-of-the-art“ mobiler AR-Anwendungen im Fach Geographie und leitet mögliche Forschungslinien und Vorschläge zur Steigerung der Wirkung von AR ab. Zu diesem Zweck wurden 21 geographierelevante Studien aus dem Primar‑, Sekundar- und Tertiärbereich, die zwischen 2015 und 2021 in drei relevanten Datenbanken veröffentlicht wurden, identifiziert und qualitativ hinsichtlich des thematischen Schwerpunkts, der Methodik, des instruktionalen Designs und der daraus resultierenden Vorteile sowie Herausforderungen ausgewertet.
Die Anzahl der Studien stieg vor allem von 2017-2020 an und bestätigte die positiven Befunde von AR aus anderen Bildungsbereichen zu motivationalen Aspekten und Lernergebnissen im Geographieunterricht. Exemplarisch werden im Vortrag vielversprechende Lernarrangements, die u.a. „signature pedagogies“ (Bourke & Mills 2022, 19) der geographischen Bildung wie forschendes und außerschulisches Lernen bedienen, präsentiert. Die Reflexion der spezifischen Möglichkeiten von AR für den Geographieunterricht in Verbindung mit fundierten didaktischen und pädagogischen Überlegungen zeigt jedoch Optimierungspotenzial für zukünftige Studien auf. Die Synergie von AR und Geographie hinsichtlich der digitalen Erweiterung des Raumes und damit kontextualisiertes, multimediales Lernen muss differenzierter ausgeschöpft und gleichzeitig – vor dem Hintergrund handlungsleitender AR-Applikationen wie Pokemon Go - im Unterricht im Sinne einer „Education for Spatial citizenship“ (Jekel et al. 2015) in Form von methodischen und reflexiven Kompetenzen adressiert werden.