Betongold Basel: Zur aktivistischen Erforschung von Eigentumsverhältnissen
Abstract
Im Gegensatz zu vielen anderen Städten macht Basel öffentlich, wem die Stadt gehört: Im Schweizer Stadtkanton lassen sich über limitierte tägliche Online-Abfragen die Eigentümer jeder Parzelle ermitteln.
Mit diesen Auszügen aus dem Grundbuchamt arbeiten wir daran, die Eigentumsverhältnisse aller Liegenschaften in Basel zu erfassen und diese Informationen durch kostenlose Plakate der Stadtbevölkerung zugänglich zu machen. In einer Kooperation zwischen universitärer Forschung und dem aktivistischen Verein “Stadt für Alle Basel” entsteht eine eigene Datenbank, auf der laufend das gesamt Grundeigentum Basels und deren Veränderung über die Zeit erfasst wird. Unsere Datenbank erlaubt, was mit der aufgrund der Eigentumsgarantie eingeschränkten Öffentlichkeit und limitierten statistischen Verwertbarkeit der Daten des Grundbuches nicht möglich ist: Umfassende Kartographien und Statistiken zur Veränderung des Grundeigentums von Quartieren und der gesamten Stadt zu erstellen.
Auf dieser Grundlage arbeiten wir am Projekt “Betongold Basel” (siehe: https://stadtfueralle.info), aus dem bereits zwei A2-Plakate entstanden sind, welche die Eigentumsverhältnisse einzelner Quartiere abbilden und diskutieren. Es handelt sich dabei um zwei migrantisch geprägte Arbeiter*innenquartiere, die laufend durch grosse finanzialisierte Entwicklungsprojekte aufgewertet und in denen wichtige soziale Konflikte ausgetragen werden. Unsere Auswertungen zeigen, wie sich mit der Finanzialisierung eine grundlegende Transformation der Eigentumsverhältnisse weg von Privatpersonen hin zu Banken, Versicherungen, Pensionskassen und Immobilienfonds abspielt. Damit wird deutlich, wie die Analyse der Eigentumsverhältnisse aktivistischen Gruppen helfen kann, künftige Entwicklungen vorauszusehen und rechtzeitig in Verdrängungsprozesse zu intervenieren.
In dieser Lightning-Session werden wir die (Produktion dieser) Betongold-Basel-Plakate vorstellen. Wir möchten unsere Erfahrungen und Potenziale der Erforschung von Eigentum auf Mietwohnungsmärkten diskutieren, insbesondere mit Blick darauf, wie diese Forschung aktivistisch in Verdrängungskämpfen eingesetzt werden kann. Wir möchten zudem kurz darlegen, wie wir zu unseren Daten kommen, mit welchen anderen wir sie kombinieren (möchten), um welche Fragen zu beantworten – und schliesslich diskutieren, wie wir auch politisch vorgehen sollten, um die Datenlage zu verbessern (in den anderen Schweizer Kantonen, aber auch in Deutschland und anderen Ländern).