Wem gehört die Stadt? Zur Relevanz von Eigentum für die Finanzialisierung der Städte

Fachsitzung
Lightning Talks
Sitzungs-ID
FS-487
Termin
Freitag (22. September 2023), 11:00–12:30
Raum
SH 2.109
Sitzungsleitung
Dennis Hof (BBSR)
Michael Janoschka (Karlsruher Institut für Technologie)
Tabea Latocha (Goethe-Universität Frankfurt)
Kurz­be­schreib­ung
Die Sitzung will für die geographische Wohnungsforschung unterschiedliche Perspektiven auf Finanzialisierung und Eigentum in einen fruchtbaren Dialog bringen und über neue Wege der Sichtbarmachung städtischer Eigentumsverhältnisse nachdenken.
Ruth Schlögl (Frankfurt University of Applied Sciences)
Natalie Heger (Frankfurt University of Applied Sciences)
Das Rote Hochhaus: Spekulationen im Zentrum

Abstract der Sitzung

Immobilienbesitz gehört zu den bestgehüteten Geheimnissen in Deutschland. Sowohl für Wissenschaftler:innen, Journalist:innen, wohnungspolitische Initiativen als auch viele Akteur:innen in Politik und Verwaltung existieren oft unüberwindbare Hürden, auf grundstücksscharfer Ebene substantielles Wissen über Eigentumsverhältnisse in Erfahrung zu bringen. Die Intransparenz des Immobilienmarktes stellt die Wohnungsforschung und -praxis vor erhebliche Herausforderungen. Angesichts der rasanten Preissteigerungen bei Boden‑, Kauf- und Mietpreisen in der letzten Dekade fehlt es an geeigneten Instrumenten, um strukturelle Veränderungen beim Immobilienbesitz fassen und analysieren zu können. So ist es kaum möglich, empirisch belastbare Daten zum tatsächlichen Einflussgewinn „finanzindustrieller“ Wohnungsunternehmen und anderer institutioneller Investoren als neue Eigentümer und Projektentwickler zu erheben. Es sind aber genau diese big player, die auf angespannten Wohnungsmärkten einen besonderen Einfluss und Marktmacht besitzen und hier unterschiedliche Strategien der Renditemaximierung verfolgen, die Mieter:innen erheblich unter Druck setzen. Ergo birgt die fortschreitende Finanzialisierung der Städte ein erhebliches Potential für soziale und politische Verwerfungen und stadträumliche Transformationsprozesse. Wie sich damit Eigentumsverhältnisse in deutschen Großstädten de facto verändern und verändert haben und welche Folgen das für Mieter:innen hat, konnte bislang allerdings – aufgrund der gesetzlichen Hürden – nicht umfassend erforscht werden. Dabei ist die Frage nach Eigentum von Wohnraum längst nicht mehr nur eine individuelle, sondern essentiell mit der Wohnungsfrage als der sozialen Frage des 21. Jahrhunderts verknüpft.

Das Ziel dieser Sitzung ist es, unterschiedliche Perspektiven der geographischen Wohnungsmarktforschung auf Finanzialisierung und Eigentum in einen fruchtbaren Austausch zu bringen und in Dialog zu treten über neue Wege der Sichtbarmachung städtischer Eigentumsverhältnisse. In diesem Sinne laden wir Forschende, explizit aber auch in der wohnungspolitischen Praxis tätige Akteur:innen ein, Kurzvorträge vorzustellen, bspw. in Form von Theorieinputs, empirischen Arbeiten, Erfahrungsberichten und Praxisbeispielen. Die Vorträge können sich dabei, müssen sich aber nicht ausschließlich, mit folgenden Fragen beschäftigen: