Bodenspekulationen: Eine fotografisch-essayistische Spurensuche nach Eigentumsverhältnissen
Abstract
Boden gehört niemandem. Er gehört allen. Er ist Produktionsfaktor, Grundlage der Stadt und des Wohnens. Er wird umgegraben, ausgenutzt, durchfurcht, bebaut, eingezäunt und bewirtschaftet. Die Bodenfrage stellt die Frage, wem Boden eigentlich gehört. Die Aneignung von Bodeneigentum und die Spekulation mit Boden und Wohnraum stellen Hindernisse für eine andere Boden- und Wohnungspolitik dar. Eigentum an Grund und Boden nimmt eine aktive Rolle bei der Raumproduktion ein, denn es greift sichtbar und unsichtbar in die Raumstruktur ein. Daraus folgt für die Stadt, dass jemand im Besitz eines Gutes ist, an dem andere nicht teilhaben können. Eigentum bedeutet also sprichwörtlich räumlicher Ausschluss. Und ganz im Gegenteil zu Boden – der begrenzt ist in seiner Verfügbarkeit – ist die Möglichkeit, Eigentum an Boden zu halten, unbegrenzt. Es gibt keine juristischen Grenzen, die den Besitz in seiner Menge einschränken, lediglich die rein flächenmäßige Verfügbarkeit von Boden ist endlich. Und noch eine weitere Besonderheit ist im Hinblick auf den Charakter von Eigentum auszumachen: Eigentum an Land oder einem Haus bedeutet darüber zu verfügen und damit nach eigenen Vorlieben umzugehen; manche beschreiben es mit Freiheit. Doch genauso kommt Eigentum jeglichem Diebstahl gleich: Sobald eine Person ein Stück Land in ihren Besitz gebracht hat, werden andere davon ausgeschlossen eben dieses Stück zu besitzen.
In dem fotografisch-essayistischen Kurzvortrag sollen „Bodenspekulationen“ zu den Themen Eigentum, Wohnen, Raumproduktion, Territorium, Aus- und Einschluss dargestellt werden. Mit Hilfe von Fotos begibt sich der Vortrag auf die Suche nach abstrakten, aber auch sehr konkreten Spuren von Eigentumsverhältnissen und ihren Bedeutungen für die Stadt. Es sollen grundlegende eigentumsrelevante Fragen aufgeworfen werden, die dazu dienen das Thema weiter zu fassen und zu schärfen.