Critical Worldbuilding | Kritische Weltbildung: Überlegungen zu einem interdisziplinären Seminarkonzept als Möglichkeit des (Auf-)Bruchs

Vortrag
Sitzungstermin
Mittwoch (20. September 2023), 14:30–16:00
Sitzungsraum
SH 3.101
Autor*innen
Nicole Raschke (TU Dresden)
Pauline Mai (TU Dresden)
Kurz­be­schreib­ung
Der Beitrag stellt Überlegungen und Erfahrungen in einem interdisziplinären Projektseminar vor, in welchem Studierenden Räume eröffnet werden, in denen sie Vorstellungen über Zukünfte wahrnehmen und reflektieren. Ausgehend von diesen Erfahrungen gestalten die Teilnehmenden transformative Lernanlässe.
Schlag­wörter
Transformative Bildung, Seminarkonzept, Zukünfte, Interdisziplinarität

Abstract

„what can a university lecturer do to perform educational intervention in the university? i would say they should stop teaching and start building a space and make time to learn and unlearn together” (Kunci 2020).

Eine geographische Bildung, welche die Wicked Problems (Cross & Congreve 2020, Hoffmann et al. 2021) gegenwärtiger Entwicklungen ernst nimmt und einen Umgang mit krisenhaften Erfahrungen zum Gegenstand macht, ist implizit immer schon auf eine Zukunft bzw. auf Zukünfte ausgerichtet, wie auch Zukunft in Bildung allgemein eingeschrieben ist: “Ideas of the future therefore matter to education, to its institutions, its people and its sense of purpose. They shape our sense of the personal and collective possibilities of education” (Facer, 2011, S. 2) Vorstellungen, Imaginationen und Narrative zu Zukünften explizit zu machen und sich kritisch damit auseinanderzusetzen, bietet Potentiale zur Betrachtung gegenwärtiger Verhältnisse und macht bewusst, dass Zukünfte unsicher und zugleich gestaltbar sind. Die im pädagogischen Handeln eingeschriebenen Antinomien, d.h. widerstreitenden Orientierungen, die unauflösbar sind (Helsper 2016), werden bewusst oder unbewusst durch die gegenwärtig bestehenden Unsicherheiten und Krisen verstärkt und betreffen thematisch den Geographieunterricht in besonderer Weise. In unserem Beitrag wollen wir unsere konzeptionellen Überlegungen zu und multiperspektivische Erfahrungen mit dem interdisziplinären Projektseminar “Critical Worldbuilding | kritische Weltbildung” (Durchführung Sommersemester 2023) vorstellen und diskutieren. Im Seminar werden disziplinäre Grenzen zwischen Geographischen Perspektiven und Kulturwissenschaften überschritten, Zugänge außeruniversitärer Partner*innen etwa aus Theaterpädagogik oder zum kollaborativen Mapping und die Auseinandersetzung mit fachwissenschaftlichen Publikationen miteinander verwoben. Leitend ist für uns ein Dreiklang aus performativen, narrativen und kollaborativen Erfahrungs- und Lernanlässen und insbesondere deren Reflexionen. Den Studierenden sollen Räume eröffnet werden in und mit denen sie Vorstellungen von Zukünften wahrnehmen, reflektieren und diese als Aushandlungsprozesse erkennen können. Aus Perspektive einer geographischen Bildung fragen wir anhand des Seminars, wie wir eben jene Lernanlässe gestalten können, die das Nachdenken über Zukünfte in den Mittelpunk stellen und Irritationsanlässe für transformative Bildung bieten. Das heißt Ziel des experimentellen Projektseminars ist einerseits die Studierenden durch kollektive und individuelle Irritationsanlässe für Zukünfte und damit verbundene Antinomien zu sensibilisieren, diese zu reflektieren und andererseits gemeinsam innovative Lernanlässe zu gestalten, welche es ermöglichen, über die Auseinandersetzung mit Zukünften transformative Bildungsprozesse zu initiieren.