Das Zertifikat „Systemisches Denken“
Abstract
Mit der Fusion der Universitätsstandorte Kaiserslautern und Landau eröffnete sich die
Möglichkeit unter Nutzung der unterschiedlichen Expertisen an beiden Standorten ein
standortübergreifendes Zertifikat im Bereich „Systemisches Denken“ für Lehramtsstudierende
zu entwickeln.
Konzeptionell ist das Zertifikat in vier Module aufgeteilt und umfasst zwei Semester. Diese
Module bauen aufeinander auf und fördern Systemdenken entlang der in Kompetenzmodellen
beschriebenen Teilfähigkeiten und Graduierungen (Mehren et al., 2015; Sommer, 2006). Eine
Progression erfolgt innerhalb der Module (von einfachen Systemen zu komplexen Mensch-
Umwelt-Systemen) und über die Module hinweg (von basalen Systemkompetenzen zur Entwicklung von systemadäquaten Handlungsempfehlungen zu gesellschaftlich relevanten
Herausforderungen).
Die inhaltliche Gestaltung leitet sich aus den übergeordneten Zielen des Zertifikats ab: die
Teilnehmenden aller Fächer und Schulformen für systemisches Denken zu sensibilisieren und
Unterrichtskonzepte zur Förderung des Systemdenkens entwickeln zu können. Dabei werden
die grundlegenden Begriffe des Systemdenkens (Komplexität, Autopoiesis, Emergenz etc.) an
konkreten Systemen illustriert, Wechselwirkungen, Rückkopplungseffekte und Kipppunkte in
Systemen identifiziert, bevor Modelle von ausgewählten Mensch-Umwelt-Systemen mithilfe
von Systemmodellierungsprogrammen erstellt werden, die die Grundlage zur abschließenden
Entwicklung von systemgerechten Interventionsmaßnahmen bilden.
Um die Konzeption des Zertifikats auch erfolgreich in der Praxis umzusetzen sind vor allem
zwei Herausforderungen zu bewältigen: Erstens die standortübergreifende Ausrichtung und
zweitens der fakultative Charakter des Bildungsangebots. Um diesen Erfordernissen gerecht
zu werden, wurde eine digitale Lernplattform entwickelt, die es den Teilnehmenden ermöglicht,
sich selbstorganisiert Kompetenzen des systemischen Denkens anzueignen und in
problemorientierten Aufgaben zur Anwendung zu bringen. Als Best-Practice Format haben
sich dabei standortübergreifende Wettbewerbe zu digitalen Planspielen (Fishbanks,
LandYOUs, ecopolicy, u.v.a) herausgestellt, bei welchen die Teilnehmenden im Wettstreit mit-
bzw. gegeneinander ihr Wissen und ihre Fähigkeiten im Umgang mit komplexen Systemen
einsetzen können. Gamification-Elemente (Punkte, Auszeichnungen, Ranglisten, etc.)
verstärkten dabei das Engagement der Teilnehmenden zusätzlich.
Um die standortübergreifende Struktur des Zertifikats auch in die Präsenzlehre zu überführen,
finden in zwei der vier Module Lehrveranstaltungen in Form von Blockseminaren, alternierend
an beiden Standorten, statt. In den anderen beiden Modulen werden jeweils reguläre
Lehrveranstaltungen an beiden Standorten in das Zertifikat integriert, die von Materialien und
Aufgaben auf der digitalen Lernplattform begleitet werden.
Der Vortrag wird die didaktische Konzeption des Zertifikats, Evaluationsergebnisse und
didaktische Konsequenzen hieraus vorstellen.