Das Zertifikat „Systemisches Denken“

Vortrag
Sitzungstermin
Freitag (22. September 2023), 14:30–16:00
Sitzungsraum
SH 0.101
Autor*innen
Daniel Neuhaus (RPTU Kaiserslautern-Landau)
Kurz­be­schreib­ung
Mit dem Zertifikat „Systemisches Denken“ wurde eine extracurriculare und standortübergreifende Zusatzqualifizierung für Lehramtsstudierende entwickelt, die kontinuierlich von einer digitalen Lernplattform begleitet wird. Die Verbindung von digitalen Lernformaten und Planspielen mit Präsenzveranstaltungen an zwei Standorten zeichnet dieses innovative Projekt aus.

Abstract

Mit der Fusion der Universitätsstandorte Kaiserslautern und Landau eröffnete sich die

Möglichkeit unter Nutzung der unterschiedlichen Expertisen an beiden Standorten ein

standortübergreifendes Zertifikat im Bereich „Systemisches Denken“ für Lehramtsstudierende

zu entwickeln.

Konzeptionell ist das Zertifikat in vier Module aufgeteilt und umfasst zwei Semester. Diese

Module bauen aufeinander auf und fördern Systemdenken entlang der in Kompetenzmodellen

beschriebenen Teilfähigkeiten und Graduierungen (Mehren et al., 2015; Sommer, 2006). Eine

Progression erfolgt innerhalb der Module (von einfachen Systemen zu komplexen Mensch-

Umwelt-Systemen) und über die Module hinweg (von basalen Systemkompetenzen zur Entwicklung von systemadäquaten Handlungsempfehlungen zu gesellschaftlich relevanten

Herausforderungen).

Die inhaltliche Gestaltung leitet sich aus den übergeordneten Zielen des Zertifikats ab: die

Teilnehmenden aller Fächer und Schulformen für systemisches Denken zu sensibilisieren und

Unterrichtskonzepte zur Förderung des Systemdenkens entwickeln zu können. Dabei werden

die grundlegenden Begriffe des Systemdenkens (Komplexität, Autopoiesis, Emergenz etc.) an

konkreten Systemen illustriert, Wechselwirkungen, Rückkopplungseffekte und Kipppunkte in

Systemen identifiziert, bevor Modelle von ausgewählten Mensch-Umwelt-Systemen mithilfe

von Systemmodellierungsprogrammen erstellt werden, die die Grundlage zur abschließenden

Entwicklung von systemgerechten Interventionsmaßnahmen bilden.

Um die Konzeption des Zertifikats auch erfolgreich in der Praxis umzusetzen sind vor allem

zwei Herausforderungen zu bewältigen: Erstens die standortübergreifende Ausrichtung und

zweitens der fakultative Charakter des Bildungsangebots. Um diesen Erfordernissen gerecht

zu werden, wurde eine digitale Lernplattform entwickelt, die es den Teilnehmenden ermöglicht,

sich selbstorganisiert Kompetenzen des systemischen Denkens anzueignen und in

problemorientierten Aufgaben zur Anwendung zu bringen. Als Best-Practice Format haben

sich dabei standortübergreifende Wettbewerbe zu digitalen Planspielen (Fishbanks,

LandYOUs, ecopolicy, u.v.a) herausgestellt, bei welchen die Teilnehmenden im Wettstreit mit-

bzw. gegeneinander ihr Wissen und ihre Fähigkeiten im Umgang mit komplexen Systemen

einsetzen können. Gamification-Elemente (Punkte, Auszeichnungen, Ranglisten, etc.)

verstärkten dabei das Engagement der Teilnehmenden zusätzlich.

Um die standortübergreifende Struktur des Zertifikats auch in die Präsenzlehre zu überführen,

finden in zwei der vier Module Lehrveranstaltungen in Form von Blockseminaren, alternierend

an beiden Standorten, statt. In den anderen beiden Modulen werden jeweils reguläre

Lehrveranstaltungen an beiden Standorten in das Zertifikat integriert, die von Materialien und

Aufgaben auf der digitalen Lernplattform begleitet werden.

Der Vortrag wird die didaktische Konzeption des Zertifikats, Evaluationsergebnisse und

didaktische Konsequenzen hieraus vorstellen.