Den Datenschatz richtig nutzen: Wie Daten und KI-basierte Anwendungen in der Angewandten Geographie ländlichen Räumen neue Möglichkeiten eröffnen
Abstract
Die digitale Transformation ist eine der großen Herausforderungen, aber zugleich eine vielversprechende Chance für Städte und Regionen. Begriffe wie „Smart City“ oder „Smart Region“ sind in der Stadt- und Regionalentwicklung zentrale Bestandteile der Forschung und in der Praxis. Dennoch zeigt sich, dass gerade ländliche Kommunen vor großen Herausforderungen stehen. Dieser Beitrag soll aus Sicht der angewandten Geographie und durch Erkenntnisse aus Reallaboren beleuchten, wie ein grundlegendes Bewusstsein und Verständnis über vorhandene Daten sowie deren Nutzung in einer Kommunalverwaltung geschaffen werden und darauf aufbauend KI-basierte Anwendungen bedarfsorientiert eingesetzt werden können.
Daten rücken immer mehr ins Blickfeld der Kommunen. Großstädte wie München bezeichnen sich als Smart Citys und setzen in Modellprojekten digitale Lösungen um. Auch kleinere Kommunen versuchen, durch digitale Transformation einen Wettbewerbsvorteil zu erlangen und durch smarte Lösungen Mehrwerte zu bieten. Ländlich geprägte Regionen und Kommunen stehen dabei allerdings, trotz des grundsätzlichen Willens zur Transformation, vor Problemen. Angespannte personelle und finanzielle Ressourcen schränken Möglichkeiten ein, bremsen Innovationen aus.
Bei der digitalen Transformation können Daten eine große Rolle spielen. Kommunen besitzen bereits einen großen Datenschatz, der diverse Anwendungsmöglichkeiten bietet. Von Bevölkerungsstatistiken bis zu Wetterdaten stehen für Verwaltungen bereits Datensätze zur Verfügung. Doch erst wenn die Verantwortlichen in den Kommunen genügend über die vielfältigen Anwendungsbeispiele und die Möglichkeiten der kommunalen Daten sensibilisiert sind, lassen sich durch die Integration von KI-Anwendungen gezielt und bedarfsgerecht neue Wege gehen. Anwendungen wie Chatbots, die im Webauftritt platziert werden, können wichtige Erkenntnisse liefern, da sie einen Blick darauf ermöglichen, was Nutzende interessiert, wonach diese suchen. Die geäußerten Anregungen und getätigten Suchanfragen würden u. U. aufgrund von Unsicherheit in einem klassischen Kontaktformular oder persönlichen Gespräch nicht geäußert werden, können aber zu einer Verbesserung der kommunalen Leistungen beitragen. Auch in den Bereichen Prozessoptimierung und Automatisierung von Abläufen können Kommunen gewinnbringend KI-basierte Anwendungen einsetzen.
Darauf aufbauend soll konzeptionell diskutiert werden, wie Verwaltungen ruraler Kommunen hinsichtlich Daten und Datenqualität sensibilisiert werden können, welche Einsatzgebiete von KI-basierten Anwendungen für Verwaltungen mit geringen personellen Kapazitäten denkbar sind, wie die Forschung zur Entwicklung ländlicher Räume profitieren kann und welche Hürden bestehen. Dabei werden die Erfahrungen des Technologie Campus Grafenau herangezogen, an dem ein interdisziplinäres Team aus u. a Datenanalysten, KI-Experten und Geographen in vielfältigen Modellprojekten an Zukunftsfragen bei der Entwicklung ruraler Räume forscht.