Design-Based-Research und partizipative Forschung: Eine forschungsmethodologische Feldbestimmung für die Geographiedidaktik

Vortrag
Sitzungstermin
Freitag (22. September 2023), 16:30–18:00
Sitzungsraum
SH 0.101
Autor*innen
Pola Serwene (Universität Potsdam)
Nina Brendel (Universität Potsdam)
Kurz­be­schreib­ung
Dieser Vortrag stellt die Methodiken des Design-Based-Research und der partizipativen Forschung gegenüber und diskutiert den Vorschlag einer Synthese beider Ansätze für die Geographiedidaktik auf Basis einer reflektierten Forscher*innen-Praktiker*innen-Kooperation.

Abstract

Design-Based-Research (DBR) und partizipative Forschung definieren sich beide über eine intensive Forscher*innen-Praktiker*innen-Kooperationen (v. Unger 2014; DBRC 2003): DBR verfolgt das Ziel des doppelten Outputs in Form von praxistauglichen Lehr-Lern-Konzepten und kontextualisierten Theorien des Lehrens und Lernens (Reinmann 2005, 67). Die Kooperation soll zu qualitativ hochwertigeren Lösungen sowie einem abschließenden Transfer in die schulische Praxis führen (Euler 2014, 18). Allerdings bleibt die Beschreibung der spezifischen Rolle der Partner*innen in DBR-Studien zumeist vage (Dilger und Euler 2018, 3). Dabei hängt von einer zielführend gestalteten Zusammenarbeit oft das Gelingen eines DBR-Projekts ab.

Partizipative Forschungsansätze zeigen im Vergleich zu DBR eine weiterfortgeschrittene, wissenschaftliche Diskussion zum Verhältnis der am Forschungsprozess beteiligten Personen sowie derer Funktion im Forschungskontext (v. Unger 2014, 85): Auch partizipative Forschung verfolgt eine doppelte Zielsetzung: “Soziale Wirklichkeit verstehen und verändern” (ebd., 46). Dabei sollen (die als Co-Forscher*innen bezeichneten) Praxispartner*innen befähigt (“empowert”) werden und an allen Phasen des Forschungsprozesses gleichberechtigt mitwirken. Partizipative Forschung hinterfragt dabei Machtverhältnisse im Forschungsprozess und stellt hohe Ansprüche an Transparenz und Reflexion (ebd.).

Im Vortrag wird je ein Forschungsprojekt zu DBR und partizipativer Forschung mit der Schulpraxis vorgestellt und in Bezug auf die methodologischen Spezifika beider Ansätze verglichen. Dabei möchten wir gemeinsame Kernelemente beider Methodiken (z. B. Rollenverständnis, Aushandlungsprozesse, zyklisches Vorgehen, Fragen der Verantwortlichkeit, Macht und Vertrauen) aufzeigen und deren Umsetzung in den jeweiligen Projekten und deren daraus resultierende Prägung erläutern.

Der Vortrag diskutiert eine erste Synthese beider Ansätze mit einer Explikation von Merkmalen eines partizipativen DBR.

Literatur

Dilger, Bernadette und Dieter Euler. 2018. Wissenschaft und Praxis in der gestaltungsorientierten Forschung – ziemlich beste Freunde? bwp@ Berufs- und Wirtschaftspädagogik online (33): 1–18. Zugriff 13.1.2023. http://www.bwpat.de/ausgabe33/dilger_euler_bwpat33.pdf.

Design-Based-Research-Collective. 2003. “Design-Based Research: An Emerging Paradigm for Educational Inquiry.” Educational Researcher 32 (1): 5–8.

Euler, Dieter. 2014. “Design Research - a paradigm under development”. In Design-Based Research, Zeitschrift für Berufs- und Wirtschaftspädagogik (27), hrsg. v. Dieter Euler und Peter F. E. Sloane, 14–44. Stuttgart: Franz Steiner Verlag.

Reinmann, Gabi. 2005. „Innovation ohne Forschung? Ein Plädoyer für den Design-Based-Research-Ansatz in der Lehr-Lernforschung.“ Unterrichtswissenschaft (1): 52–69.

Unger, Hella von. 2014. Partizipative Forschung: Einführung in die Forschungspraxis. Lehr-buch. Wiesbaden: Springer VS. https://doi.org/10.1007/978-3-658-01290