Die Fähigkeit zum Umgang mit Open Content als Voraussetzung für die Möglichkeit zur aktiven Teilhabe am gesellschaftlichen Diskurs: Ein notwendiger Lerninhalt auch im Geographieunterricht

Vortrag
Sitzungstermin
Freitag (22. September 2023), 11:00–12:30
Sitzungsraum
SH 1.104
Autor*innen
André Hermes (Universität Osnabrück)
Kurz­be­schreib­ung
Auch nach ihrer Schulzeit sollten Lernende in der Lage sein, am gesellschaftlichen Diskurs teilzuhaben. Das geht besonders gut mit freien und offenen Medien. Der Umgang damit kann auch im Geographieunterricht gelernt werden.
Schlag­wörter
OER, Teilhabe, Didaktik, Netzwerkgesellschaft

Abstract

Es hat immer Menschen gegeben, die sich mit traumwandlerischer Sicherheit in Ihrer Welt bewegt haben, die überzeugt und überzeugend mit ihrem Umfeld kommuniziert, gelernt und gearbeitet haben. In einer vernetzten Welt wie der unseren, sind es die Möglichkeiten, Regeln und Begrenzungen des Netzwerks selbst, die wir kennen und für uns nutzen können sollten. Sonst wird statt traumwandlerischer Sicherheit die Unsicherheit unser Denken und Handeln begleiten.

Typische Netzwerkhandlungen, wie das Recherchieren und Kuratieren, das Produzieren, Remixen, Externalisieren und Diskutieren auf digitalen Kommunikationswegen haben den rein passiven Konsum von Inhalten im Internet früherer Jahre abgelöst bzw. erweitert.

Wenn nun professionelles Netzwerken eine wichtige persönliche und gesellschaftliche Fähigkeit ist, dann kann die „Öffnung“ von Unterricht in all seinen Facetten ein wesentlicher Baustein zum Ausbilden dieser Fähigkeit sein.

Eine Grundvoraussetzung für viele Unterrichtsszenarien, die einen offenen Charakter aufweisen, sind Open Educational Resources, da sie unabhängig von sich ändernden Bildungsschranken für Lernende einen entscheidenden, langfristigen Vorteil versprechen: Die Möglichkeit zur aktiven Teilhabe am gesellschaftlichen Diskurs auch über die eigene Schulzeit hinaus. Viele im Unterricht verwendeten Werkzeuge und Medien haben den Nachteil, dass man sie außerhalb des privilegierten Bildungsraums nicht nutzen kann. Das betrifft in hohem Maße medienintensive Fächer, wie die Geographie, insbesondere wenn produkt- und projektorientierte, kreative Schaffensprozesse bei Lernenden angestoßen werden sollen.

Freie und offene Bildungsressourcen sind nur deshalb frei und offen, weil sie mit entsprechenden Lizenzen versehen sind, die eine Weiternutzung – auch über das Internet – möglich machen. Eine sehr verbreitete Lizenzform sind die Creative Commons-Lizenzen.

Vielfach hört und liest man leider recht vage Beschreibungen in Vorträgen und sogar in Schulungsmaterial. Im Wesentlichen gibt es drei „Undifferenziertheiten“, die hier zu finden sind:

1.Ein unkommentierter Hinweis auf „freie“ Materialien, die man „einfach so“ nutzen könne.

2.Ein undifferenzierter Hinweis auf die „Namensnennung“.

3.Ein undifferenzierter Hinweis auf „Lizenzierungs-Automaten“.

Die Komplexität von CC-Lizenzen ist zwar überschaubar, eine solch vereinfachte Beschreibung erscheint dennoch nicht ratsam. Denn wird ein Teil der Lizenzbedingungen vom Nutzer nicht erfüllt, ist die gesamte Nutzungsvereinbarung, die die Lizenz mit sich bringt, hinfällig. Dann wird ein CC-lizenziertes Foto ebenso illegal verwendet, wie jedes andere Bild, das eine Online-Bildersuche vorschlägt.

Es liegt somit nahe, Lernende und Lehrende, die frei und offen lizenzierte Materialien nutzen wollen bzw. sollen, planvoll und strukturiert über Möglichkeiten und Stolpersteine zu informieren.

Wie das gelingen kann, soll anhand eines entsprechenden Vermittlungsmodells exemplarisch aufgezeigt werden.